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Editorial

Der neue Bundestag hat sich konstituiert und das Entsetzen über die Anwesenheit solch einer großen Zahl zunächst ganz harmlos auftretender Damen und Herren ganz rechts weicht der vertrauten Ratlosigkeit: wie mit ihnen umgehen? Dazu haben sich soeben zwei der versiertesten politischen Intellektuellen des Landes geäußert. Joschka Fischer verfügte bündig: alles Faschisten in neuem Gewand – möglichst scharfe Ausgrenzung. Heinrich August Winkler entgegnet mit einer entschiedenen Differenzierung: 60 % der AfD-Wähler sind keine Anhänger des Programms dieser Partei, sondern heftig enttäuscht vom Reden und Handeln der anderen Parteien – sie erhoffen sich von ihnen Besserung. Keine Frage, dass es ihnen dabei vor allem um Zuwanderung, Integration und Sicherheit, die soziale und die öffentliche, geht. Keine Frage auch, dass die Rechtsaußenpartei beträchtlich wachsen könnte, wenn die anderen das Menetekel an der Wand nicht sehen – Österreich und Frankreich befinden sich schließlich nicht auf einem anderen Stern. Und unter Demokraten sollte es auch keine Frage sein, dass der Weg zur Trennung der Protestwähler vom harten Kern der autoritären Rechtspopulisten auf keinen Fall im Nachplappern ihrer falschen Antworten auf echte Fragen bestehen kann. Es gilt vielmehr sorgfältiger als bisher zu erkunden, was an der so heftig ausschlagenden Besorgnis so vieler Bürgerinnen und Bürger wirkliche Sorge ist und was schon Folge der Angstmache.

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