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Editorial

Die Europäische Union befindet sich weiterhin am Scheideweg. Dabei steht doch außer Zweifel, dass die Antwort auf »America First« nur »Europe United« lauten kann. Aber die Spannungen und sogar Gegensätze zwischen den EU-Mitgliedstaaten im Norden und Süden, im Osten und Westen, wachsen weiter. Auf die bemerkenswerte Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur Ankurbelung des deutsch- französischen Motors der Einigung und zur Einleitung existenzieller finanzpolitischer und institutioneller Fortschritte der Union steht eine befriedigende deutsche Reaktion noch immer aus. Wir präsentieren daher in dieser Ausgabe unter anderem den Vorschlag für eine weitsichtige sozialdemokratische Antwort.

China, das bevölkerungsreichste Land im rasanten Aufstieg zur Weltspitze, ist nahezu täglich in unseren Nachrichten präsent. Dabei dominiert eine Handvoll Reizwörter wie »kommunistische Diktatur«, »Menschenrechtsverletzungen«, »Billigprodukte«, »Inselkonflikte«. Die Realität beginnt auch in diesem Fall eher jenseits des medialen Schleiers. Sie ist, wie sollte es anders sein, hochgradig vielfältig, oft für uns zutiefst überraschend und vor allem bunt und voller Widersprüche. Unsere Beiträge von ausgewiesenen Chinakenner/innen zeichnen ein komplexes Bild der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Situation und Entwicklungsrichtung des in Wahrheit kaum bekannten Riesenreichs. Sie lassen deutlich werden, dass es sich mit den kursierenden Etiketten in unserer Zeit weniger denn je verstehen lässt, aber auch, dass wir es allein schon wegen seines mitentscheidenden Einflusses auf unsere immer enger zusammenrückende Welt in seinen Motiven und Absichten begreifen müssen. Wie immer erschließt sich die soziale Wirklichkeit am sichersten im Vergleich. In diesem Fall zwingend mit dem Nachbarn und Rivalen Indien, nach dem Reich der Mitte der Staat mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl, welcher China den Anspruch einer Demokratie nach westlichen Maßstäben voraushat, aber im Übrigen eine äußerst gemischte Bilanz aufweist. Das gilt für so wichtige Fragen wie die Überwindung der Armut, die Stellung der Frauen in der Gesellschaft und die wirtschaftliche Entwicklung. Das Verhältnis der beiden führenden Regionalmächte zueinander und ihre jeweilige Rolle in Asien und in der globalen Arena wird über das Schicksal der Welt, in der sich die ehemals umfassende Ordnungsmacht USA soeben von ihrer Verantwortung verabschiedet, entscheidend mitbestimmen. Unsere Beiträge analysieren diese und weitere Fragen.

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