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© picture alliance / SZ Photo | Sebastian Beck
 

Zum 50. Todestag von Jim Morrison Break on Through (To the Other Side)

»Echsenkönig«, »elektrischer Schamane«, Rock-Messias, Dionysus der Moderne, gefallener Engel: Dies sind nur ein paar der Beinamen, die Jim Morrison, dem Leadsänger der Band The Doors, der vor 50 Jahren, am 3. Juli 1971 im Alter von 27 Jahren starb, zugeschrieben worden sind. Wer war Jim Morrison und warum wurde er zu einer so kontroversen und enigmatischen Figur? Es ist an der Zeit, seine Musik und die anderen Künste, denen er sich gewidmet hatte, wie Film und Dichtung, objektiver zu bewerten.

James Douglas Morrison (seinen vollen Namen bevorzugte er für seine Gedichtbände) wurde am 8. Dezember 1943 in Melbourne, Florida geboren, nicht weit entfernt vom heutigen Cape Canaveral Space Center. Aber er blieb dort nicht lange. Sein Vater war bereits Kapitän der US-amerikanischen Kriegsmarine, am Ende seiner Karriere wurde er gar in den Rang eines Konteradmirals und Befehlshabers eines Flugzeugträgers erhoben. Der berufliche Aufstieg in der Marine erforderte häufige Umzüge, sodass Jim selten mehr als ein oder zwei Jahre am gleichen Ort verbrachte.

Bereits als Kind wurden drei Charakterzüge bei Morrison erkennbar: eine hohe Intelligenz, eine Abneigung gegen jegliche Autorität, und einen Hang zur Grausamkeit, der sich in einem ständigen »Auf-die-Probe-Stellen« und in Quälereien seiner Geschwister und Freunde manifestierte. Einen Zwischenfall aus seiner Kindheit bezeichnete er später als den wichtigsten Moment seines Lebens. Als Jim vier Jahre alt war, fuhr er eines Tages mit seiner Familie auf einer Landstraße durch den Bundesstaat New Mexiko und kam an einer Unfallstelle vorbei. Ein Lastwagen war verunglückt und auf der Straße lagen verletzte und tote Pueblo-Indianer. Jim stellte sich nun vor, dass der Geist eines sterbenden Indianers – vielleicht eines Schamanen – auf ihn übergegangen sei: U. a. in dem Song Peace Frog taucht das Motiv später dann wieder auf: »Dawn’s highway bleeding / Ghosts crowd the young child’s fragile eggshell mind.«

In der Schule wird er zu einem eifrigen und unersättlichen Leser, der hunderte Bücher ansammelt, viele von Avantgardisten wie Camus, Sartre, Blake, Baudelaire, Kerouac, vor allem auch Nietzsche. Bis 1967, als er schon fast ein Star ist, zitiert Jim bei Interviews oft Nietzsche und empfiehlt, dessen Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik zu lesen, wenn man seine Gedankengänge und Musik verstehen wolle. Allem Anschein nach sah er sich und The Doors als die modernen Verkörperungen des Dionysischen im Leben und in der Kunst; dementsprechend er Themen aus der Tragödie in seine Lieder und Gedichte einfließen ließ, bekanntlich in die »ödipalen« Verse des zwölfminütigen Opus The End: »The killer took a face from the ancient gallery and walked on down the hall«, vermutlich eine Anspielung auf die Regel, dass griechische Schauspieler immer Masken tragen mussten.

Jim Morrison schloss 1965 sein Studium der »Kinematografie« an der University of California in Los Angeles (UCLA) mit einem Bachelor ab. Hier hatte er einige wichtige langfristige Beziehungen knüpfen können. Dort lernte er z. B. Ray Manzarek kennen, einen etwas älteren Studenten aus Chicago, der Keyboard in einer Rockband spielte. Nach Abschluss seines Studiums hatte Morrison keine Lebenspläne. Er war allerdings zunehmend davon überzeugt, dass LSD und andere psychedelischen Drogen in ihm die Quellen der Vision und Kreativität stimulieren könnten. So siedelte er sich im Sommer 1965 auf der Dachterasse eines vernachlässigten Gebäudes im halbverkommenen Venice, einem Vorort von Los Angeles an und führte dort ein asketisches Leben mit wenigen Habseligkeiten, darunter ein Notizheft. Das wenige Geld, das er hatte, wurde für Bohnen und LSD (welches damals immer noch legal war) ausgegeben. Er begann Lieder, die er aus einer unbekannten Quelle zu »hören« glaubte, aufzuschreiben. So entstanden innerhalb von zwei Wochen Dutzende ätherische Lieder und Melodien.

Kurz danach traf Jim auf Ray Manzarek am Strand von Venice und erzählte ihm von seinen Dach-Erfahrungen. Als er die Notizbücher durchblätterte, war Ray entzückt, weil er eine Rock-Band gründen wollte und nun dachte, dass Jim der Lead-Sänger und Komponist werden könnte, auch wenn dieser noch nie gesungen hatte. Als Namen für die neue Band entschieden sie sich für »The Doors«, angelehnt an den Titel des von Aldous Huxley verfassten »psychedelischen« Buches The Doors of Perception (Die Pforten der Wahrnehmung), das sich wiederum Zeilen aus einem Gedicht von William Blake »geborgt« hatte. Nicht lange nach diesem mittlerweile berühmt gewordenen Aufeinandertreffen am Strand luden Morrison und Manzarek John Densmore (Schlagzeug) und Robby Krieger (Lead-Gitarre) ein, sich der Band anzuschließen.

Am Anfang hielt sich der Erfolg der Doors in Grenzen – weder bei der Suche nach Club-Auftritten in Los Angeles noch bei ihrem Bemühen um einen Plattenvertrag ging es voran. Erst als sie allmählich ihren Sound und Stil vervollkommnet hatten und das Songmaterial besser wurde, stieg das Interesse der Musikfans. Es folgten Angebote für Live-Auftritte, auch für so prestigeträchtige Orte wie den berühmtesten in ganz L. A.: dem Whiskey A Go Go am Sunset Strip.

Bis 1966 traten The Doors häufig als Vorgruppe für renommierte Stars wie Van Morrison, The Byrds und Frank Zappa auf, übertrafen diese hin und wieder aber schon durch ihre Kraft und die Theatralik ihrer Musik. Im Januar 1967 erschien dann endlich ihre erste LP bei Elektra Records mit dem schlichten Titel The Doors. Im Sommer wurde die erste Single ausgekoppelt: Light my Fire hielt sich drei Wochen an der Spitze der Billboard-Charts. Ende desselben Jahres kam dann auch schon das zweite unübertroffene Album Strange Days auf den Markt. Die Mehrzahl der auf beiden LPs versammelten Lieder stammte aus den von Jim Morrison im Sommer 1965 aufgezeichneten Dach-Heften.

Gegen Ende des Jahres 1967 hatte sich Jim schon vom LSD (und anderen Drogen dieses Kalibers) verabschiedet und war von nun an dem Alkohol (in erstaunlichen Verbrauchsmengen) zugetan, ganz so, wie das Brecht-Weill-Lied Alabama Song vom ersten Album andeutet: »Oh, show me the way / To the next whiskey bar / Oh, don’t ask why.«

Morrisons Verschwinden im Alkoholnebel fiel mit dem relativen Niedergang der Band zusammen. Die vier Alben, die sie in den nächsten vier Jahren herausbrachten, waren sicher keine künstlerischen Flops, aber sie erlangten nicht mehr das hohe kreative Niveau, welches die beiden ersten auszeichnete. Zudem beeinträchtigte der Alkoholismus auch Morrisons Qualität als Songwriter wie auch seine Auftritte. Oft erschien er spät oder gar nicht, auch zu Proben, und wenn, dann stolperte er betrunken auf der Bühne herum oder beschimpfte das Publikum wegen dessen angeblich zu seichten Musikgeschmacks. Zudem hatte Jim bald den Ruf, sich oft unverschämt und skandalös bei Live-Auftritten zu benehmen. Da er aber einmal diesen Weg eingeschlagen hatte, fiel es ihm zunehmend schwerer, sich zurückzuhalten, denn die Fans erwarteten nun bei jedem Konzert noch etwas Gewagteres als zuvor. Am 20. September 1970 überschritt er dann bei einem Konzert in Miami die Grenze, indem er sich (angeblich) entblößte und auch sonst sittenwidrig verhielt. Viel später wurde er einiger dieser Anschuldigungen überführt.

Im Frühjahr 1971 hatte Jim dem Leben eines Rockstars fast völlig den Rücken gekehrt. Er zog nach Paris und wohnte ruhig in einer Wohnung im Marais mit seiner Freundin Pamela Courson, trank aber weiterhin viel zu viel. Morrison, der eigentlich Regisseur werden wollte, begann damit, Filmprojekte zu entwickeln und Gedichte zu schreiben. Doch sein Tod am Morgen des 3. Juli 1971 bereiteten diesen Plänen ein jähes Ende. Offiziell wurde ein Herzstillstand attestiert, doch die wahre Todesursache ist immer noch umstritten. Wahrscheinlich war eine Überdosis Heroin ursächlich, eine Droge die er nie zuvor genommen hatte, und die – noch dazu in Verbindung mit Alkohol – tödlich sein kann. Soweit wir wissen, gehörte das Heroin Pam Courson, die es bereits seit Jahren konsumiert hatte. Ohne ihren charismatischen Leadsänger erreichten The Doors in der Folge nicht mehr das alte Niveau und lösten sich nach zwei mittelmäßigen LPs auf. Jim Morrison reihte sich mit seinem frühen Tod in die Gruppe der Mitglieder des »Club 27« ein, zu dem eine Reihe berühmter Musiker/innen gezählt werden, die mit 27 Jahren starben: u. a. Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain und Amy Winehouse.

Soweit die biografischen Details. Die eigentlich interessante Frage aber lautet: Worauf basierte die Anziehungskraft der Doors? Wie schafften sie es, sechs Alben hintereinander zu produzieren, die in den USA Platin-Status erreichten, und die größten Veranstaltungsorte wie den Madison Square Garden in New York zu füllen? Eine Antwort ist sicherlich, dass ihre Live-Auftritte gleichzeitig zauberhaft, hypnotisch, erschreckend, für viele gar lebensverändernd wirkten. Die anderen Bandmitglieder hatten gelernt, musikalische Stimmungen zu erzeugen und Kontrapunkte zu setzen, die es Morrison erlaubten, sich in eine große Schamanenfigur oder einen modernen Dionysus zu verwandeln. So wurden die Konzerte der Doors zu Theateraufführungen, in denen Psycho-Dramen inszeniert wurden. So versuchte Jim einmal, das Phänomen so zu erklären: »Wenn wir auftreten, beteiligen wir uns an einer Weltschöpfung und wir feiern die Schöpfung mit der Zuhörerschaft.« Ray Manzarek ergänzte viele Jahre später: »Morrison war wie der Schamane, der die Menschen auf eine mystische Reise in ein dunkleres Reich der Psyche mitgerissen hat, welches die Menschen von heute abschrecken würde.«

Die Fans und Konzertbesucher der Doors bildeten keineswegs eine homogene Gruppe. Am Anfang, also 1967/68 waren es wohl eher die »Teenies«, vor allem junge Mädchen, die Jim vergötterten, die das Gros ihrer Fanbase ausmachten. Gewöhnlich forderten sie wiederholt die Band auf, ihren Erkennungssong Light my Fire zu spielen. Es war vielleicht das einzige Lied, das sie kannten, denn normalerweise hörten sie damals eher Top-40 Radio, wo ausschließlich die Single-Hits gespielt wurden. Diese Gruppe und andere eher unkultivierte Zuhörer verärgerten Morrison, der dann oft während der Aufführungen versuchte, sie mit einem lauten Ausruf (»wake up«) aus ihrer geistigen Trägheit und Lethargie herauszureißen.

The Doors zogen aber auch viele Blues-Fans an, denn alle ihre LPs enthielten ein paar Bluesnummern. Auf den späteren Alben überwog gar diese musikalische Tradition, vor allem auf dem fünften, Morrison Hotel. So gut ihre Blues-Interpretationen auch gewesen sein mögen – und ein Song wie Back Door Man war ein großer Publikumserfolg – so waren sie doch zumeist Coverversionen und oft lange zuvor von Afro-amerikanischen Sängern geschrieben und aufgenommen worden, in diesem Fall vom großartigen Howlin’ Wolf.

Und schließlich sprachen The Doors auch einen großen, schwer zu umreißenden Teil der damaligen amerikanischen Jugend an, jene, die sich verloren und entfremdet glaubten, antriebslos waren, die niemand liebten und von niemand geliebt wurden, und die in Amerika (»a desperate land«, wie es in dem Song The End heißt) anscheinend keine Perspektiven hatten. Ich sollte das wissen, weil ich damals auch dazu gehörte. Für uns zeigte sich die Ausstrahlung der Doors-Musik am deutlichsten in ihren »Zwillingsliedern« aus dem zweiten Album: Strange Days und People are Strange. Das erste beginnt mit den Zeilen: »Strange days have found us / Strange days have tracked us down / They’re going to destroy / Our casual joys.« Die Verbindung dieser Lyrik mit der glänzend gespielten Gitarre von Robby Krieger und dem Keyboard von Ray Manzarek dahinter sorgte für eine Atmosphäre, die uns an den Roman Der Prozess von Franz Kafka erinnerte, in dem unverständliche Anklagen von einer unübersichtlichen Bürokratie die legeren Freuden des Josef K. für immer zerstören. K. war ein Opfer, genauso wie wir. People are Strange beschwört eine furchteinflößende, karnevalartige Stimmung herauf, in der einem die normale Welt plötzlich bizarr und unkenntlich vorkommt: »People are strange when you’re a stranger / Faces look ugly when you’re alone / Women seem wicked when you’re unwanted / Streets are uneven when you’re down.« Einige Beobachter haben diesen Song als Schilderung der Erfahrungen eines LSD-Trips gedeutet oder beim Haschischkonsum, aber es kann auch umgekehrt verstanden werden: dass viele Menschen sich diesen Drogen zuwenden, eben weil sie zutiefst von der Welt entfremdet sind und durch eine Bewusstseinsveränderung auf Erlösung hoffen.

Wenn The Doors uns erst einmal dazu bewogen haben, auf ihrer psychedelischen Reise mitzufahren, dann geht es auch weiter in die finstersten Ecken unserer Seelen, was sehr stark daran erinnert, wie in einer anderen Ikone der 60er Jahre, dem Steppenwolf von Hermann Hesse, Hermine und Pablo Harry Haller das magische Theater vorstellen. In dem fast zwölfminutigen The End ermahnt uns Morrison, dass wir keine Sicherheit oder Überraschung zu erwarten haben (»no safety or surprise«) in dieser römischen Wildnis des Schmerzes (»Roman wilderness of pain«). Wir müssten vielmehr die Schlange bis zum alten See reiten (»ride the snake, to the [...] ancient lake«). Viele Indianerstämme glaubten, dass sie in diese, die vierte Welt durch einen »uralten See« emporgestiegen waren und sie haben auch die Schlange verehrt. Symbolisch kehren wir zum Anfang aller Dinge zurück. Einmal von der Musik vereinnahmt, hören die Zuschauer: »The blue bus is calling us / Driver where are you taking us?« Wir können das Endziel unserer musikalisch-psychedelischen Reise nicht kennen; aber ebenso wenig können wir aussteigen: »Into this house we’re born / Into this world we’re thrown« (Riders on the Storm) mit Anspielungen auf Heideggers »Geworfenheit«.

Der gewaltigste Appel an die Entfremdeten und Hoffnungslosen aber war sicherlich der Song End of the Night. Der Titel wurde dem Roman Reise ans Ende der Nacht von Louis Ferdinand Céline entlehnt; jedoch das Buch des französischen Autors hat wenig mit dem Lied von Morrison zu tun. Jenes ist eher eine Aktualisiserung des Candide von Voltaire: ein erbarmungsloses Porträt menschlicher Grausamkeit und Treulosigkeit. Im Gegensatz dazu fordert Morrison uns auf: »Take the highway to the end of the night (…) / Take a journey to the bright midnight / Realms of bliss, realms of light / Some are born to sweet delight / (…) Some are born to the endless night« (aus: Auguries of Innocence von William Blake). Uns war immer klar, dass wir in die zweite Gruppe geboren waren. Jedoch liegt darin auch ein Versprechen, dass, wenn man einmal ans Ende der Nacht gelangt ist, man eine »helle Mitternacht« entdecken könnte: vielleicht eine Katharsis, die das Erlebnis der Tragödie in uns hervorruft? Oder eine Rückkehr zum uralten im Schamanen verkörperten Wissen? Oder einfach die Fähigkeit der Kunst, unsere Seelen aus dem Labyrinth der Einsamkeit zu befreien, zumindest für einige Stunden. Auf jeden Fall, wie Jim in When the Music’s Over singt: »Music is your only friend / Until the end.«

Morrison wollte vor allem die Geister der Jugendlichen befreien, sie gegen Autorität jeder Art wenden. Wie er sich einmal in einem Gespräch äußerte, interessierte er sich für »alles, was mit Aufstand, Unordnung, Chaos, Tätigkeiten ohne einen Sinn« zu tun hat. Kein Wunder, dass die Eltern Amerikas ihn ablehnten. Aber das wäre eine irreführende Beschreibung der Themen in vielen der von ihm für die Doors geschriebenen Lieder. Wie viele zeitgenössische Musiker der 60er Jahre hatte er das Gefühl, dass das Versprechen des amerikanischen Lebens verraten wurde. Zum einen hatte der Vietnam-Krieg das Land polarisiert und zahllose junge Menschen gezwungen, einen Krieg in einem fernen Land zu führen, welches sie kaum verstanden. Als Antwort darauf schrieb Jim das schärfste Anti-Kriegslied dieser Epoche: The Unknown Soldier. Und er verstand, dass der amerikanische Wohlstand auf einer nicht nachhaltigen Grundlage beruhte, auf der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur: »What have they done to the earth, yeah? / What have they done to our fair sister? / Ravaged and plundered and ripped her and bit her« (When the Music’s Over).

Sein Privatleben jedoch entsprach in keiner Weise seinen politischen und moralischen Einsichten. Auf fast libertäre Weise sah Morrison beinahe jeden Versuch, ein kollektives Interesse zu formulieren und durchzusetzen, auch bei trivialen Dingen, als Einschränkung seiner persönlichen Freiheit an. Er behandelte andere Menschen grausam: die Bandmitglieder, seine eigene Familie und seine Geliebte, Pamela Courson. Nach seinem Aufenthalt an der UCLA hatte er praktisch keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern. Als er 1967 in einem Interview nach ihnen gefragt wurde, antwortete er gar, dass sie tot seien, was aber nicht stimmte. Später, als die Doors ein Konzert in Washington geben sollten, kam seine Mutter ans Hotel, um mit ihm zu sprechen, er aber ließ sie nicht einmal herein. Nur diejenigen, die selbst Eltern sind, können erahnen, wie niederschmetternd diese Ablehnung für sie gewesen sein musste. Morrison leuchtete es niemals ein, dass menschliche Beziehungen und, ja auch Regeln und Konventionen etwas mehr und auch anderes als Fesseln sind, die man möglichst abschütteln sollte: »Break on through (To the other side)«. Wenn man aber sich einmal von allen sozialen Konventionen, Regeln, Beschränkungen befreit hat, muss man doch irgendwie die Welt wieder aufbauen und die eigene Stellung darin neu durchdenken. Morrison ist das nie gelungen.

Jim Morrison liegt auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris zusammen mit vielen hervorragenden Künstlern und Dichtern, wie er es sich wohl gewünscht hätte. Seine Grabstätte ist von Beginn an ein Wallfahrtsort für Fans aus aller Welt.

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