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Editorial

Wie immer bieten wir einen reichhaltigen Kulturteil, der diesmal einen weiten Bogen von Herman Melville, aus Anlass seines 200. Geburtstags (Hanjo Kesting), bis zur fragwürdigen Beschäftigung der Rockband Rammstein mit der Schoah schlägt (Kathleen Herr). Aber wiederum dominieren die Anlässe zu einer Befassung mit dem Thema SPD, nicht nur diese Zeitschrift selbst – diesmal allerdings mit einem ermutigenden Hoffnungsschimmer.

Die dänische Parlamentswahl im Juni mit ihrem beachtlichen Erfolg für die Sozialdemokraten und der Halbierung der Stimmenzahl für die Rechtspopulisten hat dort die politische Dominanz ins linke Lager verschoben mit der Chance auf eine kapitale Schwächung der Rechtspopulisten und Bildung einer sozialdemokratisch geführten Regierung. Nun schlagen die Wellen der kontroversen Deutungsversuche hierzulande und anderswo in Europa hoch. Liegt hier eine identitätsvergessene Annäherung an das problembehaftete Gesellschaftsbild der Rechtspopulisten vor oder die fällige Korrektur der sozialdemokratischen Migrations- und Integrationspolitik? Wir möchten diese Debatte gründlich und vorurteilslos führen und werden auf die Analyse von Michael Bröning eine Erwiderung von Christian Krell in der nächsten Ausgabe und später weitere Beiträge folgen lassen.

Ähnlich wie diese Debatte berührt auch die nach dem Rücktritt von Andrea Nahles in Gang gekommene Diskussion um ein neues Führungsmodell den Kern der sozialdemokratischen Malaise. Beide könnten im besten Falle eine rasche Trendumkehr des fast zur Gewohnheit gewordenen Abstiegskurses der Partei einleiten. Konstruktiv, nicht eine Folge bloßer Verlegenheit, erscheint der Beschluss, beide Varianten je nach verfügbaren Kandidaten offenzuhalten: die Einzel- und die Doppelspitze. Es hat sich ja in den letzten Jahren, keineswegs nur bei der SPD, recht deutlich bestätigt, dass es in der Mediendemokratie das Gewicht der Führungspersonen ist, das über alles Programmatische hinweg den Ausschlag bei der Abwägung der Wähler gibt. Gesucht wird eine Person, die die Idee der Sozialen Demokratie im 21. Jahrhundert nicht nur gut vertreten oder an einem Dutzend Beispielen erläutern kann, die vielmehr diese Idee überzeugend verkörpert – oder eben zwei, die das gemeinsam schaffen.

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