Viele glaubten allzu lange, jene seien junge Computerjünger, die mit idealistischem Eifer alle Schranken niederreißen wollen, die der weltweit grenzenlosen Kommunikation aller mit allen noch irgendwo im Wege stehen. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall – und das wissen wir nicht erst seit gestern. Die großen Internethelden des Silicon Valley heißen nicht deshalb Einhörner, weil sie Milliarden von Menschen in der ganzen Welt zu schrankenlos kommunizierenden Subjekten machen, sondern, ganz im Gegenteil, weil sie Milliarden damit verdienen, indem sie all ihre Nutzer hinterrücks zu Objekten machen, zu Waren, deren Daten sie meistbietend verkaufen, ohne dass die Missbrauchten irgendeine Mitsprache oder auch nur Kenntnis davon hätten. Der Kern dieser kleinen Weltmachtelite besteht aus libertären Unternehmern, die meinen, dass Politik und Zivilgesellschaft kein Recht darauf hätten, sich in ihrer freien Verfügung über große Teile der Lebensbedingungen ihrer Nutzer einzumischen – schon gar nicht, sie in Form einer allfälligen Besteuerung an der Finanzierung der Folgekosten ihres Tuns zu beteiligen.
Erst allmählich wachsen die Kenntnisse über die teils beängstigenden Formen der Gewinnung und der Weitergabe unserer Daten durch die Internetgiganten. Es wird deutlich, dass hier eine fundamentale Herausforderung für so gut wie alle Lebensbereiche heranwächst, die jene der großen industriellen Revolution noch in den Schatten stellen könnte. Das gilt besonders auch für die Umwälzung der politischen Kommunikationsverhältnisse durch die »sozialen« Netzwerke, die im Begriff sind, die Demokratie aus den Angeln zu heben. Unsere Märzausgabe galt dem Thema @rbeit, der vorliegende daran anschließende Schwerpunkt befasst sich mit Fragen der digitalen Kommunikation. Grundlegend für alles ist der große Beitrag vom Paul Nemitz über die unbedingte politische Gestaltungspflicht gegenüber dem Cyberspace. Besonderes Interesse verdient auch die empirische Untersuchung von Genia Kostka über das viel diskutierte chinesische Sozialkreditsystem.
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