Wir trauern um zwei Persönlichkeiten, mit denen unsere redaktionelle Arbeit über viele Jahre hinweg verbunden war. Anke Fuchs verstarb am 14. Oktober. Sie war in den Jahren von 2004 bis 2011 Mitherausgeberin, für die unsere Zeitschrift ein selbstverständlicher Teil der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung war. Sie mahnte uns, das Band zwischen gewerkschaftlicher und politischer Arbeit nie reißen zu lassen. In der vorliegenden Ausgabe findet sich eine Würdigung ihrer Lebensleistung.
Am 19. Oktober verstarb Erhard Eppler. Er war als Autor und Gesprächspartner in allen Fragen eine zuverlässige Orientierung, von der zu lernen war, was es heißt, auf der Höhe der Zeit – oder ihr, wenn nötig, ein Stück voraus zu sein. So wie er es selbst bei den wichtigsten Themen der Gegenwart unter Beweis gestellt hat, zumeist gegen den heftigen Widerstand derer, die, auch in seiner eigenen Partei, lieber »auf Sicht fahren« wollten, als den Weg nach vorn beizeiten zu erkunden. Mit Willy Brandt hat er in den 60er und 70er Jahren darauf gedrängt, die Interessen der »Dritten Welt« in unser Handeln ehrlich einzubeziehen. In den 70er Jahren hat er die großen Gleichheitsideale nicht nur propagiert, sondern gemeinsam mit Experten das detaillierte Konzept einer großen Steuerreform erarbeitet, die dem Ideal einen bedeutenden Schritt näher gekommen wäre. Sein wahrscheinlich größtes Verdienst war seine unbeugsame Vorreiterrolle in der Friedens- und Umweltpolitik. Über zwei Jahrzehnte, in den 70er Jahren beginnend, hat er für eine zukunfts- und tragfähige Synthese zwischen den Imperativen des neu erwachten ökologischen Denkens und den sozialen Grundwerten der Arbeiterbewegung gekämpft. Auch dazu hat er nicht nur die großen Leitideen (wie die vom »selektiven Wachstum«) formuliert und mitreißend öffentlich verfochten, sondern – etwa für den Atomausstieg – umsetzungsfähige Planungen vorgelegt. Zur Verhinderung der Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen hat er mit Gleichgesinnten Kasernenzufahrten blockiert. Eppler verfügte über ein gründlicheres Verständnis des Politischen als viele seiner regierenden Parteifreunde. Er wusste, dass jede tief greifende Veränderung der Politik in den Köpfen beginnen muss und ihre Zeit braucht. Wäre ihm die Partei rechtzeitig gefolgt, sie hätte sich die jetzige gefährliche Talfahrt ersparen können.
Afrika – das Schwerpunktthema dieser Ausgabe – ist zwar unser Nachbar und doch, trotz wachsender Bedeutung für uns, noch immer das »unbekannte Wesen«. Unsere Beiträge beleuchten die aktuellen Entwicklungen des Kontinents und plädieren mit konkreten Vorschlägen für eine neue strategische Partnerschaft der EU mit dem aufsteigenden Afrika.
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