Menü

Der KippPunkt? Editorial

All unseren Leserinnen und Lesern wünscht die Redaktion dieser Zeitschrift zum neuen Jahr vor allem Gesundheit. Wir hoffen, dass sich die Bedingungen dafür schnell und grundlegend verbessern, indem die in historisch beispielloser Geschwindigkeit entwickelten Impfstoffe gegen das neue Coronavirus zügig allen zur Verfügung stehen, die das wollen. Dass möglichst alle bei der Impfung mitmachen, entscheidet darüber, ob und wann sich unser Leben, Lernen und Arbeiten wieder »normalisieren« können. Jeder Einzelne sollte seine Impfbereitschaft als eine starke Solidaritätspflicht empfinden, weil die Freiheit aller davon abhängt. Die großen Prüfungen des vergangenen Jahres, der völlig unerwartete Einbruch der COVID-19-Pandemie in unser Leben und die überall auf der Welt spürbaren vermehrten Spannungen durch den ebenso mächtigen wie erratisch-irrlichternden amerikanischen Präsidenten, scheinen überstanden. Erstere durch das »Wunder« der Entwicklung gleich mehrerer Impfstoffe binnen Jahresfrist, die letztere durch die »Erlösung« einer eindeutigen Abwahl des »Gefährders« an der Spitze der ersten Großmacht. Beide frohe Botschaften sind freilich nicht gesichert. Das Virus ist bereits überraschend mutiert und kann neue Risiken hervorbringen. Ob Präsident Jo Biden die Wunden und tiefen Risse der amerikanischen Gesellschaft, die sein Vorgänger mit so viel Eifer bis zuletzt stetig verschlimmert hat, in absehbarer Zeit wird heilen können, bleibt ungewiss. Die beiden glücklichen Ereignisse vom Ende des Vorjahres begründen aber immerhin neue Zuversicht für 2021.

Hierzulande wird im neuen Jahr oft gewählt: Zunächst in fünf Bundesländern mit sehr unterschiedlichen Problemen und Parteikonstellationen. Bei der Wahl zum Bundestag geht es um eine folgenreiche Weichenstellung: Hat das neuartige bürgerliche Projekt Schwarz-Grün Erfolg, auf das so viele Einflussjournalisten seit Jahren mit Nachdruck hinschreiben? Das wäre die Große Koalition der eher konservativen Wirtschaftsfraktion des etablierten Bürgertums mit seiner dann endgültig in der politischen Mitte gelandeten Kulturfraktion. Oder lässt das Wahlergebnis für ein Mitte-Links Bündnis Raum, für das im Sozial- und im Ökologiebereich die Bedingungen gereift sind. Denn das ist das Thema, das mehr denn je Platz 1 auf der politischen Tagesordnung beansprucht. Hinzu kommt die große Frage der gerechten Finanzierung der enormen Pandemiekosten des Landes, für deren Beantwortung gleichfalls ein Mitte-Links Bündnis die besseren Voraussetzungen böte.

Als Auftakt zum Wahljahr bringen wir in dieser Ausgabe einen Beitrag von Gesine Schwan zu den großen Streitthemen, um die es geht, und eine Analyse der Parteienlandschaft von Frank Decker.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Nach oben