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Neue Welt(un)ordnung Editorial

Spätestens mit dem Überfall auf die Ukraine scheint vielerorts uraltes Denken wieder zu triumphieren, voran in Russland – aber eben nicht nur da. Statt einer neuen, friedlichen und regelbasierten Weltordnung erleben wir eine Welt(un)ordnung mit vielen tiefen Zerklüftungen – und auch in kulturell-demokratischer Hinsicht vielfachem Rückschritt. Die Auswirkungen sind schon jetzt global. Auch dort, wohin in diesen Tagen kaum jemand blickt. In Afrika etwa oder in Lateinamerika. Außenpolitisch, wirtschaftlich, kulturell.

Ja, es ist nicht zuletzt ein großer Kampf um die Idee von Fortschritt. Es ist die Herausforderung, auf reale negative Veränderungen realistisch zu reagieren und zugleich mit den eigenen liberalen und sozialen Werten attraktiv zu bleiben oder wieder zu werden. Es ist vielleicht auf lange Zeit ein Abschied von der Hoffnung auf eine globale Überwindung der nationalen Ego-Perspektiven. Aber es darf aus europäischer Sicht (und innerhalb Europas) kein Abschied werden von der harten Auseinandersetzung mit diesen rückwärtsgewandten, macho-autoritären Ideologien und ihren Gallionsfiguren.

Es gibt viel zu diskutieren in diesen Tagen. Mit rationalen Analysen und mit Argumenten hoffentlich, weil alleine die verbreitete Gefühlsdebatte rund um den Ukrainekrieg nicht weiterführt. Ein gesellschaftliches Gespräch, ein Austausch in Überprüfung vieler bisheriger Gewissheiten: Das ist jetzt dringend nötig. Ein Gespräch in Offenheit und mit Prinzipien zugleich. Bitte kein Gespräch nur aus der nationalen Perspektive heraus. Sondern eines, das im besten Sinne kosmopolitisch angelegt sein muss. Ein Gespräch über die Zukunft aller.

Redaktionsarbeit ist in solchen Zeiten ungewöhnlich spannend, stets suchend. Man soll es der Zeitschrift anmerken. Die neue Un-Ordnung gedanklich zu durchdringen und Perspektiven anzubieten: Darum geht es uns. Damit Sie, die Leserinnen und Leser, umso besser mitreden können.

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