Menü

Wieder Grenzen Editorial

es verschwindet etwas in diesen schwierigen Zeiten: das Gefühl, gut aufgehoben zu sein in einer zusammenwachsenden Welt. Außen- wie innenpolitisch tauchen überwunden geglaubte Themen wieder auf, sind alte Grenzlinien wieder da. Bedrohlich vielfach, mindestens herausfordernd.

Der Krieg im Osten Europas, die Wiederkehr ökonomischer Konflikte bis hin zum tatsächlichen Versorgungsmangel, die zunehmenden Zielkonflikte – auch rund um das Klimathema. Das Aufbrechen eingefrorener, in Teilen der Welt fast vergessener Konflikte, siehe Taiwan. Die immer neuen Attacken auf die Demokratie von rechts, demnächst womöglich wieder im europäischen Kernland Italien – als ob die Rücksichtslosigkeit der Bedrohung von außen, durch Potentaten und autoritäre Regime, nicht schon genug wäre.

All das hat uns in der Redaktion dazu gebracht, die Wiederkehr von Grenzen und Begrenztheiten im Handeln und Denken zum Schwerpunkt dieser Ausgabe zu machen. Es ist ein Mega-Thema, mit ein paar Texten nur anzureißen und nicht komplett abzuhandeln. Aber wenn man es genau betrachtet, stehen diesmal auch über den Themenschwerpunkt hinaus fast alle Texte in diesem Zusammenhang.

Nun mag es sein, dass wir alle gerade auch auf die Realität zurückgestoßen werden, die wir etwas sträflich – sagen wir: zu optimistisch – zu ignorieren begannen. Dass die Herkunft der Energie, die wir verbrauchen, nicht egal ist. Dass die Basis für alles andere die materielle Lage bleibt. Dass ökonomische Grenzenlosigkeit mitnichten automatisch irgendeine Wertefrage positiv beantwortet. Und doch muss an dieser Stelle glasklar bleiben: Die Rückkehr von Grenzen verstärkt immer Ungleichheit. Sie ist das Gegenteil von humanem Fortschritt. Sie schafft nicht Identität, sie gaukelt sie bestenfalls vor.

Etwas Positives daraus zu machen: Das ist, flapsig ausgedrückt, die Aufgabe der Tagespolitik. Die Aufgabe kluger Analyse und kompetenter Aufarbeitung ist es, die Zusammenhänge herauszuarbeiten und Nachdenkwege anzubieten. Komplexität nicht wegzuideologisieren, sondern sie möglichst zu durchdringen und in ihr gangbare Pfade zu finden.

Wie weit das in diesem Heft gelingt? Sie, die Lesenden, werden das beurteilen. Und wir in der Redaktion freuen uns über jede Anmerkung, jede Replik, jede zusätzliche Idee. Bitte keine falschen Grenzen zulassen!

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Nach oben