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Auswege aus dem Überwachungskapitalismus Es ist Zeit, weiterzuziehen

X und Elon Musk sind das derzeit meist diskutierte Thema, wenn über den Einfluss der Plattformen gesprochen wird. Ein Milliardär kauft eine einflussreiche Plattform, radikalisiert sich zunehmend selbst und manipuliert die ohnehin schon problematischen Algorithmen, um den von ihm favorisierten rechtsextremen Inhalten künstliche Reichweite zu verschaffen. Zusätzlich greift er mit seinem Vermögen in Wahlkämpfe ein. Nur: Wo bleibt der einmütige Aufschrei der Demokrat/innen und der geschlossene Exodus von X?

»Liberale und Linke verbleiben aus Angst um ihre vermutete Reichweite auf X und binden so andere Nutzende.«

Stattdessen verbleiben liberale und linke Inhaltsgeber aus Angst um ihre vermutete Reichweite und mit der Hoffnung, eine Gegenöffentlichkeit bieten zu können, auf der Plattform und binden so andere Nutzende. Dabei haben sie längst jeglichen Einfluss darauf verloren, wie viele Menschen sie auf X oder anderen Plattformen der gleichen Konstruktionsweise wirklich noch erreichen, denn selbst ihre »Follower« bekommen ihre Inhalte nicht mehr gesichert angezeigt. Die Algorithmen bevorzugen Fake News und andere Emotionen schürende Nachrichten. Sie spielen immer öfter gezielt von Dritten bezahlte Inhalte in die »Timeline« der Nutzenden, die ursprünglich abonnierten Kanäle werden zunehmend verdrängt. Im Fall von X wurden die Algorithmen außerdem so manipuliert, dass sie Nachrichten von Musk und anderen Rechtsextremen wie US-Vizepräsident Vance oder Alice Weidel bevorzugen.

Allumfassendes Ökosystem

Jetzt wäre es viel zu kurz gesprungen, nur über X, Facebook, Instagram, TikTok & Co. als Plattformen selbst zu sprechen. Denn die großen Technologiekonzerne haben sich längst in unsere gesamte digitale Welt eingenistet. Sie haben nur ein Ziel: Daten über die Nutzenden zu sammeln, um ihr Verhalten vorhersagen und manipulieren zu können, sei es für Anzeigen, sei es für Verhaltenssteuerung oder die Beeinflussung der Meinungsbildung.

Immer mehr Dienste werden integriert, potenzielle Konkurrenten aufgekauft, die in einem Sektor gewonnene Marktmacht auf andere übertragen. Da versucht Meta, die aus Facebook, Instagram und WhatsApp gewonnenen Daten zusammenzuführen, obwohl man beim Kauf der Konkurrenten das Gegenteil versprochen hatte. Da bieten Google und Meta den Entwickler/innen von Apps und Services vorgefertigten Programmcode und Internetdienste an, die diese nur noch zusammenfügen müssen und deswegen überall zu finden sind. Auf diese Weise liefern selbst Apps der öffentlichen Hand umfassende Daten der sie nutzenden Bürger/innen an die Internetkonzerne. Bezahl- und Shoppingservices werden in die Plattformen integriert, damit man immer länger im jeweiligen Ökosystem verbleibt. Alles zulasten des offenen Internets, mit dem doch die Hoffnung auf eine gestärkte Demokratie durch umfassende Kommunikation und erleichterte Öffentlichkeit auch für unterrepräsentierte Gruppen verbunden war.

Technisch und ökonomisch kann man diese negativen Entwicklungen auf ein gemeinsames Grundübel zurückführen: das gezielte Ausrichten aller Aktivitäten darauf, möglichst viele Daten zu sammeln. Die Profile umfassen längst …

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