Wo begegnen sich Menschen außerfamiliär eigentlich noch? Zugleich stellen große gesellschaftspolitische Herausforderungen wie der demografische Wandel, die Anpassung an den Klimawandel, die Bewältigung der Folgen der Pandemie oder das Schwächeln der Demokratie die Frage nach Generationensolidarität und Zusammenhalt mit Nachdruck. Aber reicht Begegnung allein schon aus, um sich als »generationsübergreifende Verantwortungsgemeinschaft« (Thomas Klie) zu verstehen, die im gemeinsamen Tun Lösungen für die Zukunft angeht?
Die hier vorgestellten Ergebnisse beruhen auf den Studien »Generationsübergreifendes bürgerschaftliches Engagement für Zukunftsfragen in Kommunen« und »Generationen – Raum – Solidarität«, die am Lehrstuhl Soziologie ländlicher Räume der Uni Göttingen von 2022 bis 2024 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entstanden sind.
Wo begegnen sich Generationen?
Vereine, große Verbände und die Kirchen werden in Stadt und Land als die Orte der generationsübergreifenden Begegnung wahrgenommen. Freiwillige Feuerwehr, Orchester oder Sportvereine sprechen alle Jahrgänge an, innerhalb dieser Gruppen bleiben die Altersgruppen jedoch gern unter sich. Neben diesen eher »ungeplanten« und beiläufigen generationsübergreifenden Treffen werden Begegnungen auch gezielt initiiert in Familienbildungsstätten, Mehrgenerationen- oder Multifunktionshäusern. In der Mehrheit der Aktivitäten stehen Begegnung und Freizeitgestaltung im Vordergrund. Initiierte intergenerative Projekte wie das Erzählcafé oder IT-Kurse richten sich jedoch überwiegend an den Kommunikations- und Unterstützungsbedarfen der älteren Generation aus.
Wenn jedoch nach konkreten generationsübergreifenden Projekten oder Aktionen zu Zukunftsthemen gefragt wurde, so fiel es Vereinsmitgliedern, Bürgermeistern oder Feuerwehrfrauen schwer Beispiele zu nennen. Selten hatten die Interviewpartner überhaupt über generationsübergreifende Zusammenarbeit nachgedacht. Wenn doch, dann wird generationsübergreifendes Engagement auf kommunaler Ebene vor allem als begegnendes Miteinander oder Füreinander (vor allem für Seniorinnen und Senioren) verstanden. Thematische Angebote, die konflikthaft sein könnten, wie Klima, Politik oder Demokratie, werden im Generationenaustausch eher vermieden.
Es war nicht einfach, Projekte zu finden, in denen Generationen an Zukunftsfragen arbeiten. Schließlich fiel die Wahl etwa auf das MGH in Chemnitz, das 2022 den Bundespreis Mehrgenerationenhaus in der Kategorie »Demokratiestärkung« gewonnen hat. Die Stadt Ulm hat zwar kein MGH, gleichwohl ein städtisches Begegnungszentrum, das sich dem Zugang zur Digitalisierung für alle Generationen verschrieben hat. Die brandenburgische Stadt Neuruppin wiederum startet
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