Menü

Politisches Engagement der jungen Generation Kein Botox für die Parteien

»Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.« Die Jugend hat anscheinend schon immer Anlass zur Sorge gegeben, wie dieses Zitat des griechischen Philosophen Sokrates aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu signalisieren scheint. Verständlich wird das, wenn man sich verdeutlicht, dass »Jugend« kein Tatbestand, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt ist. Jugend wird zur Projektionsfläche für die persönliche und gesellschaftliche Zukunft, auf die sämtliche Sorgen und Befürchtungen ebenso projiziert werden können, wie Hoffnungen und Träume für eine bessere Welt.

So ist »die Jugend« dann auch eine der am besten erforschten gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland. Jugendstudien erfreuen sich hoher Aufmerksamkeit – vor allem dann, wenn sie mit dramatischen Befunden aufwarten, die den Fortbestand der Demokratie gefährden. Der Klassiker der deutschen Jugendforschung, die Shell Jugendstudie, warnte in den letzten Jahren regelmäßig vor einer Politikverdrossenheit junger Menschen, die sich bei näherem Hinsehen als eine Politiker/innen- und Parteienverdrossenheit erwies. Umso überraschender kam die Kehrtwende im Jahr 2015: »Die deutsche Jugend so politisch wie seit 30 Jahren nicht mehr« lautete eine der Schlagzeilen nach Vorstellung der 17. Shell Jugendstudie. Gleichzeitig wird aber vor fehlendem Parteiennachwuchs gewarnt und eindringlich dafür geworben, dass die Parteien stärker auf junge Menschen zugehen und sich bemühen sollten, einer völligen Vergreisung entgegenzuwirken.

Im Folgenden soll ein anderer Blick auf einen bekannten Tatbestand geworfen werden. Das zentrale Argument lautet: Die Parteien haben kein Nachwuchsproblem, sondern das politische System hat ein Problem der Elitenrekrutierung. Während Max Weber noch das Parlament als Rekrutier- und Klassenzimmer der politischen Elite sah, ist diese Funktion heute ausschließlich auf die politischen Parteien übergegangen. Es sind organisationsinterne Bewährungsmechanismen und Karrierestrukturen, mit denen Parteien ihre Eliten rekrutieren und den Berufspolitiker schaffen, der in seinem Leben kaum etwas anderes als Politik gemacht hat. Damit verschließt sich das politische System der Möglichkeit, Quereinsteiger und Charismatiker, die ihre wesentlichen Erfahrungen außerhalb politischer Parteien gesammelt haben, in politische Spitzenämter zu befördern. Angesichts des Aufstiegs von Donald Trump könnte man zwar auch die risikominimierende Funktion dieses Selektionsmechanismus sehen, aber es sind auch die Nachteile zu bedenken: das Erstarken populistischer Bewegungen.

Genau diese Selektionsmechanismen sind es aber, die schon an der Basis auf viele Jugendliche abschreckend wirken. Vor allem auf diejenigen, die schnelle und direkte Auswirkungen ihres Tuns erleben wollen. Selbstwirksamkeit ist die zentrale Lernerfahrung und Motivationsquelle von jungen Menschen und dies umso mehr, wie sich im Vergleich zu einer vertikal ausgerichteten repräsentativen Politik in den letzten Jahrzehnten über soziale Bewegungen und bürgerschaftliche Initiativen ein horizontales Politikverständnis verbreitet. Für den Einzelnen sind konkrete, unmittelbare Erfahrungen in seinem direkten Umfeld wichtig geworden, angesichts der Erosion von Halt gebenden Milieus und Organisationen. Politische Parteien müssen sich heute einer starken »Konkurrenz« stellen, denn es gibt eine Vielzahl an Organisationen, Gruppen und Initiativen, die gesellschaftliche Themen aufgreifen, zuspitzen und als politische Forderungen formulieren. Sie sind dabei jedoch nicht wirklich Konkurrenz, sondern leisten quasi Zuliefererdienste für die Parteien. Die Funktion politischer Parteien liegt darin, offen für diese Themen zu sein und die wichtigsten so zu verdichten, dass sie in kollektiv bindende Entscheidungen überführt werden können.

Viele der genannten Gruppierungen lassen ein kurzfristiges, punktuelles Engagement zu, während die politischen Parteien als langfristige Beteiligungsform für die meisten Jugendlichen unattraktiv sind. Damit entsprechen sie dem Durchschnitt der Bevölkerung. Ebenso wie die Erwachsenen auch, haben die Jugendlichen ein nur begrenztes Zeitbudget zur Verfügung. Die Wahrscheinlichkeit, Mitglied einer Partei zu sein, steigt mit dem Alter und dem Bildungsniveau, Männer sind eher dabei als Frauen, und wenn die Eltern Mitglied einer Partei sind oder waren, ist es wahrscheinlicher, dass die Kinder es ihnen nachtun.

Tatsächlich, so zeigt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und des Deutschen Jugendinstitutes (DJI), sind Jugendliche vielfältig aktiv und politisches Engagement ist durchaus vorhanden und zeigt sich in sehr unterschiedlichen Formen. Auf der Grundlage der wesentlichen Befunde dieser Studie werden im Folgenden die eingangs genannten Thesen ausgeführt.

»Generelle Bereitschaft« vs. »wirkliches Tun«

Während sich die eingangs genannten Ergebnisse der Shell Jugendstudie im Wesentlichen auf die eine Frage stützen, wie sehr sich die jungen Menschen für Politik interessieren, wurde in der FES/DJI-Studie auch das tatsächliche Verhalten untersucht. Die Vorstellungen über die politisch-gesellschaftliche Beteiligung von Jugendlichen werden schärfer, wenn nicht allein grundsätzliche Bereitschaften erfragt werden, sondern wenn es darum geht, ob der oder die Jugendliche tatsächlich schon ein- oder mehrmals etwas in die Tat umgesetzt hat. Vor allem hinsichtlich Unterschriftensammlungen, kritischem Konsum und Demonstrationen scheint das am ehesten der Fall zu sein. Auch internetbezogene Aktivitäten werden mehrheitlich ausgeführt. So beteiligten sich 61 % mindestens einmal an politischen Diskussionen im Internet, 63 % haben schon einmal an einer Online-Protestaktion teilgenommen und 41 % stellen Fotos oder Videos mit politischen Botschaften ins Netz. Dies alles sind Aktivitäten mit eher flüchtigem Charakter, die kaum Zeit in Anspruch nehmen und keine stärkere Bindung erfordern.

Mit Blick auf konventionelle politische Beteiligungsformen treten Unterschiede zwischen genereller Bereitschaft und tatsächlicher Umsetzung stärker in den Vordergrund. So können sich etwa 45 % der Jugendlichen vorstellen, an einem politischen Projekt in einem Jugendverband oder einer Jugendinitiative mitzuarbeiten. Doch nur 27 % haben dies bereits getan. Ähnlich sieht es mit dem Engagement in einer politischen Partei aus. Für 30 % aller Befragten ist dies vorstellbar, aber nur 18 % haben sich jemals in dieser Weise beteiligt. Ein ähnliches Bild ergibt sich hinsichtlich eines Engagements bzw. einer Mitgliedschaft bei einer Gewerkschaft. Die Übernahme eines politischen Amtes ist dann nur für eine Minderheit eine Option und wird auch kaum in die Tat umgesetzt.

Das Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen besteht zwar bei Jugendlichen, die Bereitschaft, aktiv zu werden, ist aber nicht so eindeutig ausgeprägt. Im Alter zwischen 14 und 29 Jahren sind Aktivitäten mit individuellem, flexiblem und unverbindlichem Charakter gefragter als die »klassische« Mitarbeit in Institutionen. Diese Befunde widersprechen einerseits dem eingangs zitierten pauschalen Befund, dass die deutsche Jugend so politisch sei wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig bestätigen sie die Ergebnisse zahlreicher anderer Jugendforscher: Die Wege politischer Partizipation werden verzweigter, es haben sich mehr Kanäle ausdifferenziert. Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle, sind aber nicht die wichtigsten Medien. Das lokale Engagement rückt in den Vordergrund und der Wunsch, in der eigenen Gruppe oder Gemeinde etwas verändern zu wollen.

Absage an politische Parteien?

3 % der befragten Jugendlichen gaben an, Mitglied einer politischen Partei zu sein. Zum Vergleich: 50 % der Befragten sind in einem Sportverein aktiv, 29 % in einer Kirche, Moscheegemeinde oder einer religiösen Vereinigung, 22 % in einem Gesangs- oder anderen Musikverein. Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen meint, dass Parteien attraktiver wären, wenn Mitarbeit ohne Mitgliedschaft möglich wäre. Sie wünschen sich, dass die junge Generation mehr Gestaltungschancen, Raum und Sichtbarkeit hat und dass eine klarere Programmatik eine stärkere Möglichkeit themenbezogener Mitarbeit ermöglicht. Gleichzeitig antworten aber 82 % auf die Frage danach, was junge Menschen daran hindert, sich in politischen Parteien zu engagieren, es sei nicht klar, wie man sich dort einbringen könne und 75 % können die Rolle politischer Parteien in der Gesellschaft nicht klar beschreiben.

Parteienabstinenz von Jugendlichen ist noch kein Indikator für Parteienverdrossenheit oder gar Ablehnung von Demokratie. Nur weil ich nicht Mitglied einer Organisation werden möchte, kann nicht darauf geschlossen werden, dass ich diesen Typus Organisation insgesamt ablehne. Zum einen gibt es methodische Einwände: Wenn in empirischen Untersuchungen gefragt wird, ob ich politischen Parteien vertraue, bedeutet dies, ein Pauschalurteil über alle Parteien abzugeben. Ein Anhänger der GRÜNEN wird Parteien wie der CSU nicht vertrauen, wohl aber seiner eigenen Partei. Die oben zitierten Ergebnisse zeigen außerdem eine profunde Unkenntnis der Funktionsweise des politischen Systems inklusive politischer Parteien und ein hohes Ausmaß an der Wiederholung medial verbreiteter Klischees. Darüber hinaus zeigen jedoch m. E. die Ergebnisse exemplarisch den gelungenen Spagat zwischen Annahme und Ablehnung der vermeintlich selben Sache: dem politischen System. Während die große Mehrheit der Jugendlichen Wahlen als Mittel der politischen Entscheidung bejaht, spüren sie gleichzeitig, dass politische Parteien als Prototypen einer Organisation des politischen Systems Einschränkungen und Gesetzmäßigkeiten unterworfen sind, die sie für die meisten Jugendlichen ziemlich unattraktiv erscheinen lassen. Während der technische Fortschritt durch die Kommunikationskanäle in den sozialen Netzwerken eine 24-stündige Präsenz, bunte Schnelllebigkeit und Aktualität erlaubt, kann innerhalb einer Organisation nur als Mitglied interagiert und vor allem auch an Entscheidungen teilgenommen werden. Natürlich wird inzwischen auch innerhalb der Parteien getwittert, es gibt Facebookgruppen und thematische Onlineportale. Auch wird zunehmend versucht, eine thematische Offenheit zu schaffen. Dies funktioniert aber nur begrenzt, denn die wenigsten Menschen wollen sich tatsächlich mit inhaltlichen Debatten und tiefgründigen Auseinandersetzungen beschäftigen. Die Erfahrungen, die die Piraten mit Liquid Democracy gemacht haben, zeigen, dass inhaltliche Debatten um »richtige« oder »falsche« Standpunkte kein identitätsstiftendes oder strukturschaffendes Mittel sind. Ein echtes Mitmachen ohne Mitgliedschaft (= Mitentscheiden) ist für jede Organisation schwer einzulösen, nicht nur für politische Parteien. Alle Organisationen sind in ihrer Existenz und Funktionsweise vom Kriterium Mitgliedschaft abhängig. Wenn immer wieder gefordert wird, die Organisationsgrenzen »durchlässiger« zu machen, zeigt dies ein Unverständnis gegenüber dem Typus Organisation. Mitgliedschaft definiert die Grenze jeder Organisation und es gibt nur Mitglied sein oder nicht Mitglied sein. Dies ist notwendig, um den Bestand zu sichern, denn was habe ich als Mitglied davon, Mitgliedsbeiträge zu zahlen, Kassenwart zu sein und oft auch langwierige und unliebsame Diskussionen zu führen, wenn es für andere die Möglichkeit gibt, mitentscheiden zu können aber ansonsten mit nichts etwas zu tun haben zu müssen?

Die jungen Menschen sehen die Möglichkeiten von Parteien und wollen diese nutzen, haben aber gleichzeitig ihre Begrenzungen im Blick. Vor allem stundenlange Ortsvereinssitzungen, Postenhuberei und Machtspiele stehen abschreckend vor dem inneren Auge der Jugendlichen. Und auch hier weisen sie einmal mehr auf einen inhärenten Widerspruch des politischen Systems hin: Politische Parteien rekrutieren Personal und stellen Karrieren bereit, die Auswahlmechanismen bevorzugen dabei aber diejenigen, die sich im Sinne der Partei gut bewähren. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieses Personal auch gut dazu geeignet ist, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Aus einer organisationstheoretischen Perspektive heraus wird deutlich, warum Parteien gar nicht in der Lage sind, gesamtgesellschaftliche Probleme zu lösen. Parteien sind Organisationen wie Unternehmen oder Kirchen und funktionieren nach denselben Gesetzmäßigkeiten. Sie versuchen an erster Stelle, ihren Bestand zu sichern und passen sich dazu gesellschaftlichen Umweltbedingungen an. Dabei sind Parteien jedoch – anders als Unternehmen oder religiöse Verbände – mit dem Anspruch konfrontiert, gesellschaftliche Probleme lösen zu können. Um sich zu legitimieren, müssen sie damit werben, genau diesen Anspruch erfüllen zu können. Niemand wird eine Partei wählen, die verkündet, sich nur noch mit sich selbst beschäftigen zu wollen oder einen Politiker, der angibt, Macht um der Macht willen erringen zu wollen. In diesem Sinne formuliert die Krise der Parteien (die es als Thema in unterschiedlichen Variationen schon immer gegeben hat) die Sehnsucht nach einer Demokratie ohne Organisation. Eine »starke« Führungspersönlichkeit kann das Problem parteiinterner Konflikte lösen, indem nach Innen Diskussionen abgeschnitten und nach Außen Einheit symbolisiert wird. Sie kann jedoch nicht als starke Persönlichkeit »die Gesellschaft« regieren, sondern ist wiederum auf Organisationen – wie Polizei und Gerichte – angewiesen. Bestenfalls befriedigt die starke Persönlichkeit die Sehnsucht vieler Menschen nach Führung – dies jedoch um den Preis einer sehr wahrscheinlichen Enttäuschung.

Herausforderung für das politische System

Im Vergleich zu einer vertikal ausgerichteten repräsentativen Politik hat sich in den letzten Jahrzehnten über soziale Bewegungen und bürgerschaftliche Initiativen ein horizontales Politikverständnis verbreitet. Früher gab es wenige Milieus, also gemeinsame Lebenszusammenhänge, und diese prägten das weitere Leben. Klassisch ergab sich eine einfache Gleichung: Arbeiter=Gewerkschaft=SPD. Diese Gleichung hat noch in Resten Bestand. Aus Interviews, die im Zusammenhang mit der Studie geführt wurden, geht hervor, dass nach wie vor die Sozialisation in Familien und Schulen den relevanten Ausgangspunkt des Engagements Jugendlicher darstellt. So wurden mehr als die Hälfte der politisch aktiven Personen durch die Eltern zu politischem Engagement angeregt. Die andere Hälfte kam durch Zufall oder durch Lehrer zur Politik. Generell ist die soziale Anerkennung ihres Engagements für alle Befragten von hoher Bedeutung. Entsprechend wenig Jugendliche aus politik- und bildungsfernen Milieus finden sich in allen Formen politischer Partizipation. Die FES/DJI- Jugendstudie hat gezeigt, dass Lebensalter, Geschlecht, Bildungsniveau und manchmal auch ein Migrationshintergrund wichtige Einflussgrößen für die Entwicklung politischen Interesses und demokratischer Teilhabe sind. Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen politisch-gesellschaftlicher Teilhabe und sozialer Herkunft.

Der einzige Ort, an dem alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Ressourcenausstattung und ihren Interessen erreicht werden können, ist die Schule. Zu keinem anderen Zeitpunkt in der individuellen Biografie hat der Staat so gebündelt die Möglichkeit, Einfluss auf die individuelle Entwicklung zu nehmen. Immer noch ist politische Bildung jedoch weitestgehend aus den Schulen verbannt. Politische Bildung wird hier in einem weiteren Sinne verstanden als die klassische Staatskundelehre oder der Sozialkundeunterricht. Ohne Frage ist die Kenntnis der Funktionsweise demokratischer Institutionen wichtig (wie die Ergebnisse der Umfrage zeigen). Mehr denn je geht es heute aber auch darum, sich selbst und seine soziale Herkunft zu verstehen und darauf aufbauend den anderen in seiner Andersartigkeit auszuhalten. Es geht um die Erfahrung eines »Aufeinander-Angewiesenseins« und führt vor allem die Problematik der Jugendlichen vor Augen, denen soziale Anerkennung verwehrt bleibt. Selbstwirksamkeit im Tun zu erleben und die Möglichkeiten des Dialogs kennenzulernen und auszuloten ist das Gebot der Stunde. Es gibt zahlreiche Akteure einer derart verstandenen politischen Bildung in Deutschland, durch die viele Schülerinnen und Schüler erreicht werden können. Dabei hängt es jedoch ausschließlich von der persönlichen Entscheidung der Lehrenden ab, ob diese Bildungsmaßnahmen in Anspruch genommen werden oder nicht. Und wenn das Rektorat der Schule den Besuch einer Bildungsveranstaltung als zu heikel (im Sinne von politisch tendenziös oder seiner persönlichen politischen Präferenz nicht entsprechend) oder Zeitverschwendung (extracurricular) empfindet, findet ein Besuch eben nicht statt. Zuviel Angst vor Politik spielt denen in die Hände, die über Angst mobilisieren.

Politisch zu arbeiten bedeutet vor allem, harte Bretter zu bohren. Eine Binsenweisheit. Es ist fraglich, ob es einer Gesellschaft zuträglich ist, wenn sie ihren Nachwuchs zu früh an die harten Bretter setzt, die die politischen Parteiorganisationen heute für sie bereithalten. Junge Menschen müssen die Erfahrung machen, dass sie unmittelbar etwas bewegen können, im als sinnvoll erlebten Handeln merken, wie es ist, sich selbst und den anderen im Gespräch zu begegnen und wo in der Gesellschaft ein Platz ist, an dem sie einen Unterschied machen können. Letztlich ist dazu jede Form von gesellschaftlichem Engagement eine gute Lehre. Vielfältiges Engagement an unterschiedlichen Stellen zeichnet die lebendige Demokratie aus. Und durch solche Erfahrungen gestärkt, gehen die ehemals jungen Menschen dann später, als reifere Persönlichkeiten, vielleicht bewusst in eine Organisation wie z. B. eine politische Partei, in der es vor allem um Aushandlungsprozesse und Kompromisse geht und wo oft das persönliche Interesse hintangestellt werden muss. Eine Herausforderung, an der übrigens auch viele Ältere scheitern.

(Die Ergebnisse der Jugendstudie sind unter dem Titel Jung – politisch – aktiv?! Politische Einstellungen und politisches Engagement junger Menschen im Verlag J. H. W. Dietz Nachf. erschienen.)

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Nach oben