Im April 2021 hat das Bundesverfassungsgericht ein richtungsweisendes Klimaurteil gesprochen. Es hat den Freiheitsbegriff weiter definiert: Klimaschutz ist Grundrechtsschutz, denn er ermöglicht auch nachfolgenden Generationen frei zu leben – ohne massive Einschränkungen und ohne die ständige Gefahr, Existenz oder Leben zu verlieren.

Im Sommer 2021 kam es zu Starkregenereignissen, die zu massiven Überschwemmungen in Teilen Deutschlands führten und große Schäden verursachten – Menschen haben ihre Existenz verloren, manche sogar ihr Leben. Die Kosten für den Wiederaufbau liegen bei vielen Milliarden Euro. Die Frage ist nicht, ob wiederaufgebaut werden soll oder nicht. Die Frage ist, wie wiederaufgebaut wird. Darin liegt eine große Chance für den Klimaschutz und für die Menschen in dieser Region.

Die Zeit der massenhaften Einfamilienhäuser und der ständig zunehmenden Wohnquadratmeter pro Person muss vorbei sein. Neue Konzepte sind notwendig, für eine veränderte Zukunft, in der Klimaveränderungen Realität sind und dafür gesorgt werden muss, dass sich die Lebensbedingungen nicht weiter dramatisch verschlechtern. Wir müssen uns die Frage stellen: Wie wollen wir in unseren Städten, Kommunen und Quartieren leben? Ganzheitliche Ideen sind notwendig, die Wohnen, Mobilität, Dienstleistungen und Handel zusammendenken. Essenziell sind dabei Erholungsorte und Grünflächen, die Begegnung ermöglichen. Gleichzeitig ist eine grüne Infrastruktur – auf der Fassade, dem Dach oder dem Boden – Grundvoraussetzung, um Versickerung von Regen zu ermöglichen und Katastrophenereignissen entgegenzuwirken. Sie können auch als Frischluftschneisen dienen, um gerade im Sommer Hitzeinseln in den Städten zu verhindern.

Eine kommunale Wärmeplanung muss zur Selbstverständlichkeit werden. Die Potenziale zur Wärmegewinnung über Luft und Erde, auch unvermeidbare industrielle Abwärme müssen genutzt werden. Lokale Niedrigtemperaturnetze müssen ausgebaut werden, auch bei der Wärme müssen wir raus aus fossilen Energieträgern wie Öl und Gas. Die Wärmepumpe kann nur eine Teilantwort geben. Eine Solarpflicht für alle Dächer – insbesondere von öffentlichen Gebäuden – muss kommen. Alle Neubauten und alle Sanierungen müssen zu klimazielkonformen Standards umgesetzt werden.

Weder für die betroffenen Menschen, noch für den Klimaschutz im Gebäudebereich wäre es zielführend, unter dem vorgeschobenen Argument einer vermeintlich kürzeren Bauphase die Herausforderungen der Zukunft unberücksichtigt zu lassen.