Es ist noch gar nicht lange her, als der Postmaterialismus behauptete, die wirtschaftlichen Fragen würden bei Wahlen keine zentrale Rolle mehr spielen. Weil es jetzt um Lebensweisen gehe statt um Arbeit, um Gefühle statt Interessen. Ist sie nicht schon wieder weit weg, diese Mode? Jetzt, da allseits die Zukunft der Wirtschaft zum zentralen Thema erklärt wird.
Auch das Jammern gehört damit wieder zum Handwerk. Der Abstieg Deutschlands wird an die Wand gemalt, vorneweg von den Wirtschaftsverbänden. Das ist Interessenpolitik, einerseits. Zugleich ist die Wirtschaft weltweit tatsächlich ganz am Beginn eines großen Umbauprozesses. Wirtschaften wird digital neu geprägt, muss wegkommen von den fossilen Energieträgern. Da kann man vornedran sein oder hinterherlaufen, siehe Autoindustrie.
Auf die Politik kommt es dabei an. Auf die Rahmenbedingungen, von der Infrastruktur über Steuern und Arbeitskosten bin zum Energiepreis – aber nicht platt im Sinne der Wirtschaftslobby, die nur auf kurzfristige Vorteile spekuliert. Sondern auf Entschlossenheit und soziale Ausgewogenheit, mit denen so ein Umbau vorangetrieben wird. Zumal in langfristig schrumpfenden Gesellschaften und angesichts der Grenzen der Globalisierung, mit denen reine Exportwirtschaften plötzlich altbacken wirken.
Dies sind Punkte, an denen die Weichen für die Wahlen 2025 gestellt werden. Wenn es nicht gelingt, den Kraftakt Wirtschaft als positive – und zudem einzige – große Zukunftschance anzugehen, haben fortschrittliche politische Kräfte einen schweren Stand. Also wird es höchste Zeit, das Wirtschaftsthema anders ins Zentrum zu rücken: perspektivisch, mit globalem Blick und realistischer Analyse.
Im Themenschwerpunkt dieses Heftes wird das aus unterschiedlichen Blickrichtungen diskutiert. Gemeinsam ist den Texten die Dringlichkeit des Themas. Wir haben bei den Wahlen im Osten gerade erlebt, wie schnell Stimmungen kippen können, sobald die demokratische Mitte nicht mehr als lösungsorientiert erlebt wird und die Schlechtredner durchdringen. Deshalb bitte nicht treiben lassen: Das ist die wichtigste Lehre dieser Tage, an denen die großen kriegerischen Zuspitzungen zusätzlich ein Gefühl von Ratlosigkeit schüren.
Ja, es geht um einen Kraftakt. Aber die gute Nachricht bleibt: Es gibt ihn, den positiven Entwicklungspfad. Bitte weitersagen. Werden auf ihm möglichst viele Menschen mitgenommen statt abgehängt, dann wächst auch die Kraft.
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