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Reizwort Heimat

Wer fühlt sich noch zu Hause im politischen System, so wie es funktioniert? Wer verteidigt es noch ohne Frust im Unterton? Zu wenige, trotz allen Engagements. Aber wie immer, wenn viele sich abwenden: Es lohnt, den Gründen nachzugehen. Echtes Zuhause fühlen und damit zufrieden sein im Spektrum der aktuellen Themen ist schwierig geworden. Wir erleben es vielfach, nicht zuletzt in der so gnadenlos gewordenen Debatte um Gazakrieg und Antisemitismus.

Heimat ist im politischen Zusammenhang gerade jetzt ein spannender Begriff. Gemeint ist die Frage, wie und wo wir uns zuordnen. Räumlich, aber auch kulturell – und was die jeweiligen Antworten bedeuten. Reizwort Heimat: Von rechts her wird es rückwärtsgewandt und rein ortsbezogen inszeniert. Und das trifft bei manchen einen Nerv, spricht eine Sehnsucht, ein Defizitgefühl an.

Wir dürfen den Rechten den Heimatbegriff nicht schenken, deshalb diesmal dieser Schwerpunkt. Was uns prägt, was uns ausmacht: Das definieren wir alle selbst – und nicht selten sind es mehrere Heimaten, räumlich wie kulturell betrachtet, und das ist dann auch gut so. Dabei darf sowieso nie entscheidend sein, ob jemand sein Leben im Wesentlichen an einem Ort oder in einer Region lebt oder viel unterwegs ist, Migrationserfahrungen eingeschlossen.

Das Reizvolle am Heimatthema ist, dass wir alle uns dazu immer wieder persönliche, sich entwickelnde, sehr private Antworten geben. Die prägen unsere Denkweisen und Haltungen. Unser Lebensgefühl, zum Beispiel auch in einer politischen Partei, im eigenen Engagement, im persönlichen Umfeld. Unsere Streit- und Überzeugungskraft, wenn es ums Ganze der Demokratie geht.

Von Bindungslosigkeit spricht der Fraktionschef der SPD in einem Interview, das kurz vor der Europawahl geführt wurde. Man kann es auch Heimatlosigkeit nennen. Aber auf diese Herausforderung muss sich einlassen, wer demokratische Mehrheiten sucht. In den Texten finden sich viele kluge Anregungen dazu.

 

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