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Smarte neue Welt

Seit dem brachialen Schuldenurteil aus Karlsruhe war in der Berliner Ampel bis Weihnachten Krisenmanagement Alltag, von Führung und Selbstsicherheit wenig zu spüren. Aber das darf es nicht auf Dauer gewesen sein: ein in sich zerrissenes Zweckbündnis statt einer sichtbaren gemeinsamen Strategie. Wir alle in der Bürgergesellschaft müssen mehr erwarten. Mehr aber auch als die dumpf-dröhnende Dagegenrhetorik der merzschen Union.

Wenn nun das Jahr 2024 beginnt, muss wieder über Wege und Ziele geredet werden. Gerade weil die Welt derart aus den Fugen geraten ist, international wie zu Hause. Und über einen handlungsfähigen Staat, der sich nicht durch zu unflexibel formulierte Schuldenregeln selbst lähmt. Der schier endlose Nahost-Konflikt braucht endlich Ideen für ein dauerhaftes Ende der Konfrontation. Der Aufstieg von Europas Rechtspopulisten darf nicht einfach so als Begleiterscheinung schwierigen Regierens hingenommen werden. Schon gar nicht hilft das Hinterherhecheln hinter ihren Angriffsthemen.

Es sind Zeiten, in denen ganze Gesellschaften an den Rand ihrer Verständigungsfähigkeit kommen. Die Demokratie, das Aufbauen von Reformen auf Mehrheitsentscheidungen, steht damit vor massiven Herausforderungen. Gerade dann, wenn eine defensiv gewordene Politik nur noch versucht, weitere Verwerfungen abzumildern, aber damit nicht mehr an die Ursachen herankommt. Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, Entsolidarisierung und einfache, falsche Antworten von rechts: Es ist wie ein schlechter Film. Bitte anhalten! Modernität sozial gestalten: Nur dies kann das Gegenkonzept sein.

Spätestens mit der Künstlichen Intelligenz (KI) hat dabei auch die Debatte über die künftige innere Verfasstheit und das Fortschrittsverständnis demokratischer Gesellschaften noch einmal eine zusätzliche Dimension bekommen. In der smarten neuen Welt beginnt gerade ein weiterer rasanter Umbruch. Vom Arbeitsleben über den privaten Alltag bis hin zu Information und Kommunikation: Längst geht es sogar darum, wie Selbstbestimmtheit bis hin zu Demokratiefähigkeit in Zukunft überhaupt gesichert werden kann.

Da ist vieles zu besprechen und vieles neu zu regeln. Die Texte im Schwerpunkt des Heftes bemessen dazu den Diskussionshorizont – und geben kluge Anregungen zum Weiterdenken. Gebrauchsanweisung? Lesen und wirken lassen.

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