Der demokratische Widerspruch gegen den autoritären Trend braucht vor allem eines: wo immer möglich eine Verständigung darüber, was ist. Dazu beitragen wollen die Texte in diesem Heft. Wer oder was prägt wie die Welt? Sind es wieder die großen Potentaten, Männer also, mit unbegrenzt scheinender Macht? Oder sind es schon jetzt die neureichen Strippenzieher im digitalen Kommunikationsnetz, ohne die nichts mehr geht? Sind es ganz klassisch Interessen – und welche? Was also ist in diesen Tagen die politische Logik? Was die großen Bewegungsgesetze der Kapitalökonomie noch (oder wieder) an Prägekraft haben, testet der Potentat in Washington gerade aus.
Auch wenn sich noch längst nicht alles geändert hat, ist es da an der Zeit, mit neuen Augen die Realität auf dem Globus zu betrachten. Neugierig und bitte nicht nur verunsichert: Der Kampf um die Hegemonie hat gerade erst begonnen. Dabei wird – wohl wahr – sehr viel Menschenverachtung oder schlicht Unsinn deutlich. Was zu oft fehlt inzwischen: ein klares, selbstbewusstes Bild der liberal und sozial eingestellten Demokratinnen und Demokraten von der Zukunft, das wieder ansteckend wirkt.
Die neue Berliner Koalition hat zum Einstieg horrende Summen bereitgestellt – was noch nichts dazu heißt, wann und wie genau sie ausgegeben werden. Der Nationalstaat wird damit finanziell wieder handlungsfähiger, vor strategischer Dummheit schützt das nicht. Eine weitere Militarisierung des Denkens, eine provinzielle Einengung der Debatte, wäre so ein Weg in Richtung strategische Dummheit. Wohl wissend, dass niemand mehr autonom ist beim Entwickeln von Strategien. Wer anderes propagiert, wird zu Lasten aller scheitern.
Wer die Welt regiert – der Titel ist in dieser Hinsicht bitter ironisch gemeint. Global ist die Großmannssucht wieder da, in Politik und Wirtschaft. Aber nie vergessen: Die Gegenkraft bleibt auch da. Sie kommt von unten. Sie hat weltgeschichtlich das geprägt, was wir heute verteidigen und entwickeln müssen.
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