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Gespräch_Demirkan_1_2_2017
© Reiner Zensen

Über Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und die Rolle der Kunst »Wir sind nicht unpolitischer als früher, aber es fehlt uns eine Zukunftsethik der Moderne«

Die erfolgreiche Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin Renan Demirkan ist auch Autorin zahlreicher Bücher und bezieht immer wieder politisch Stellung, besonders zu Fragen der Zuwanderung, der Anerkennung und kulturellen Vielfalt. Ihr liegt vor allem der gegenseitige »Respekt« (so auch der Titel des gerade erschienenen Taschenbuches) und der Zusammenhalt der Gesellschaft am Herzen. 2015 erschien im Verlag Ralf Liebe: »Migration, das unbekannte Leben«. Im Gespräch mit Klaus-Jürgen Scherer äußert sie sich u. a. zu der von ihr kürzlich ins Leben gerufenen und im Internet zu findenden Initiative »Checkpoint: Demokratie« und ihrem Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

 

NG/FH: »Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird!«: So lautet ein zentraler Satz aus dem Aufruf gegen Rassismus und zur Stärkung der Demokratie Ihrer Initiative »Checkpoint: Demokratie«, den inzwischen rund 150 Prominente, Künstler und Intellektuelle unterschrieben haben. Frau Demirkan, Was hat Sie zu dieser Initiative angetrieben? Was wollen Sie damit bewirken?

 

Renan Demirkan: Als ich 2011 mit meinen ersten Recherchen für mein Buch Respekt begann, war die Zeit der Finanzkrisen und der Heuschrecken. Ich konnte es körperlich spüren, wie wir selbst zu Tamagotchis dieser neuen Ära wurden, wie sich die Gesellschaft entwickelte und sich der Arbeitsbegriff veränderte. Ich merkte, dass da etwas mit dem Menschen passiert, dass er zu einem Ichling verkümmert, dass durch diese flexibilisierte Welt seine Humanität porös wird. Im Bewusstsein einer ständigen Abrufbarkeit kann der Mensch nicht solidarisch sein, weder in einer Beziehung noch mit seiner Arbeitsstätte. Die Bindungslosigkeit spürte ich also sehr genau, die Bindungsunfähigkeit auch. Beziehungs- und Partnerplattformen schossen wie Pilze aus dem Boden. Ich merkte, dass der aufgeklärte humanistische Geist, in den die Demokratie ja eingebettet ist, erodiert. Das habe ich in meinem Buch Respekt auch beschrieben. Offensichtlich trifft vieles, was ich schreibe auch zu, denn ich halte bis zum heutigen Tag Vorträge darüber und mache Lesungen daraus.

Es gab ja – leider Gottes mit SPD-Beteiligung – meiner Meinung nach eine falsche Richtungsentscheidung der Politik: den Schulterschluss von Gerhard Schröder mit der Wirtschaft und der Finanzwelt zu Lasten der Gesellschaft. Dies hat ein Ungleichgewicht erzeugt, wirtschaftspsychologisch, aber auch individualpsychologisch, hat bei den einzelnen Menschen eine Irritation hervorgerufen und eine Ohnmacht evoziert. Aufgrund dieser Ohnmacht und Dysbalance, aus Furcht, Unsicherheit und dem Nichtverstehen, was mit einem geschieht, kommt es dann zu gewissen Reflexen: Die Menschen suchen natürlich nach Antworten. Wenn ich selbst etwas nicht verstehe, brauche ich Erklärungen, Antworten. Was bedroht mich? Was macht mir Furcht? Wer ist an meiner Situation schuld? Aber wenn es keine Klärung gibt und meine Situation immer düsterer wird, dann entstehen diese absurden Sündenbocktheorien, dann gibt es Übergriffe auf Menschen, die es noch schlechter haben.

 

NG/FH: Das heißt also, dass die Ängste und Verunsicherungen schon existierten, bevor 2015 die vielen Flüchtlinge hierherkamen?

 

Demirkan: Weit davor. Die Wirtschaft soll ja angeblich boomen. Der jährliche Armutsbericht zeigt aber parallel, dass die Armutskurve weiter ansteigt, in einer Vehemenz, wie man es bislang in der Nachkriegsgeschichte nicht erlebt hat. Das heißt, die Verunsicherung war zuerst da, etwa wenn die Menschen in Zeitarbeit gedrängt werden, ihre Arbeit zu Discountpreisen abliefern müssen, mit Verfallsdatum. Das verschafft den Menschen keine Anerkennung. Sie werden gedemütigt! Und das habe ich alles bei meiner Recherche erfahren, noch lange bevor die Flüchtlingszahlen in Mitteleuropa in die Höhe schnellten. Auch vorher gab es Übergriffe, wurden Menschen auf Bahnhöfen zusammengeschlagen, gab es eine ganz irrationale Aggression auf der Straße zwischen Kindern und Jugendlichen. Und das geschah auf eine ganz erschreckende Weise. Ich hätte nie gedacht, dass sich die 90er Jahre jemals wiederholen.

 

NG/FH: Ist es nicht noch schlimmer gekommen? Es entstand mit Pegida eine neue rechte Strömung, eine soziale Bewegung – und eine rechtspopulistische Partei, die AfD, die große Erfolge hat.

 

Demirkan: Und plötzlich entwickelte sich aus einem langen, latenten Unbehagen und diesen ersten Unruheherden eine Gruppe, die sich anmaßt, sie müsse das Abendland retten, indem sie sich als die neuen Patrioten, die neuen Nationalen gerieren.

 

NG/FH: Und jetzt sind Nationalismus und Rassismus salonfähig geworden?

 

Demirkan: Das ist leider nicht nur salonfähig geworden, es hat sich international ausformuliert, in letzter Konsequenz im Brexit. Diese Volksabstimmung war für mich das Zünglein an der Waage. Und, eigentlich noch viel mehr, die Reaktion in England in den Tagen danach. Wie der Mob auf die Straße ging und Menschen islamischer Herkunft, aber auch andere Migranten, die dort schon seit Jahrzehnten leben, bespuckte, beschimpfte, zusammenschlagen und ausweisen wollte.

In Frankreich gibt es Marine Le Pen, die im Moment in den Umfragen bei fast 30 % liegt. In den Niederlanden, in Schweden, allgemein in den skandinavischen Ländern sind die Rechten auf dem Vormarsch. Es gibt mittlerweile fast eine Art rechter Internationale.

Die Initiative ist also ein kleiner Hilferuf einer einzelnen Künstlerin, die sagen will: Es wird nicht dadurch geregelt werden, dass die Rechten, die Nationalen und die angeblichen Patrioten sich durchsetzen und einen neuen Wirtschaftsnationalismus, einen neuen Rückzug fordern. Ich glaube, dass wir miteinander reden müssen, wirklich reden, nicht nur simsen und twittern: Was beunruhigt uns so? Warum beunruhigt uns das? Sind wir bereit, noch weiter zu schweigen und das höchste Gut, welches sich Europa erarbeitet hat, die aufgeklärte Demokratie, damit infrage zu stellen, vielleicht sie sogar zu verlieren?

 

NG/FH: In Ihrem Aufruf steht ein sehr sympathischer Satz: »Es gibt keine friedliche Alternative zu offenen Grenzen und der Freiheit der Kulturen.« Doch aktuell wird überall über Begrenzung von Einwanderung und Abschiebung geredet und darüber, dass der politische Islamismus doch die Freiheit vernichtet, totalitär und terroristisch ist. Gelten diese Einwände und, wenn nein, wie könnte man ihnen widersprechen?

 

Demirkan: Ich denke nicht, dass offene Grenzen und die Freiheit der Kulturen im Widerspruch zu einem geregeltem Zuzug und einem vernünftigen Einwanderungsgesetz stehen. Ich glaube, sie bedingen sich. Wenn wir respektvoll mit den Menschen, die in das Land kommen, umgehen wollen, wenn wir sie direkt in eine Gemeinschaft hineinführen wollen, dann müssen wir uns besser um sie kümmern. Dass das nur in einer konzentrierten Form passieren kann und nicht massenhaft, ist klar. Nichtsdestotrotz gibt es ein Menschenrecht auf Asyl. Das heißt, wenn irgendwo Krieg auf der Welt ist, den der Westen z. B. mit Waffenlieferungen ja mit genährt hat, soll man dann die Flüchtenden ihrem Schicksal überlassen? Nein! Die Zivilisation hat sich darauf geeinigt, dass man Menschen, die in Not und auf der Flucht sind und politisches Asyl als Kriegsflüchtlinge benötigen, jeden erdenklichen Platz zur Verfügung stellt.

Es kann also keine Obergrenze geben, schon gar nicht in einem Land, das die Menschenrechtscharta und die Genfer Flüchtlingskonvention unterschrieben hat. Die Leute, die die Fluchtbewegungen dazu instrumentalisieren um jetzt Zäune hochzuziehen, haben bereits in ihrem eigenen Land schon eine ganze Menge tektonische politische Verschiebungen vorbereitet. Viktor Orbán etwa bezüglich der Kulturszene. Es gibt kaum noch einen Literaten in Ungarn, der das schreiben kann, was er möchte. Polen hat so etwas auch vorbereitet. Die Frauen dort dürfen nicht einmal mehr abtreiben. Jedes Land also, das als Schutzwall gegenüber den Flüchtlingen ihre Gesetze verschärft hat, hatte eigentlich etwas anderes im Hinterkopf.

Noch einmal: Die Freiheit der Kultur und die begrenzte Einwanderung gehören zusammen. Denn nur dann, wenn ich die, die zu uns kommen in ihrer Freiheit respektiere, sie in mein Land bitte und in den Dialog mit den Menschen trete, respektiere und akzeptiere ich auch die offene Gesellschaft.

 

NG/FH: Die gesellschaftliche Aufgabe wird oft mit Integration und Toleranz beschrieben. Diese beiden Begriffe gefallen Ihnen aber nicht so sehr. Was spricht denn dagegen?

 

Demirkan: Das sind Begriffe aus einer vergangenen Zeit, in der wir Arbeit und Gesellschaft in einer Herrschaftsstruktur aufgebaut haben. Die Machtstrukturen heute sind dagegen horizontal. Das heißt, wir arbeiten auf einer Ebene. Die Zeiten, als es einen Patron gab, der die Arbeit verteilte und darüber bestimmte, wer in seinen Bereich eintreten darf und wer nichts zu sagen hat, sind glücklicherweise überwunden. Das sind zwei Geschwisterbegriffe eines Herrschaftsdenkens, das eben nicht den offenen Geist wirklich akzeptiert, sondern nur simuliert. Denn wenn ich jemanden nur dulde, dann simuliere ich Akzeptanz und deren Existenzberechtigung in Gänze und respektiere ihn nicht bis zum Ende. Das ist das eine. Zum anderen: Wenn ich diese Menschen integrieren und sofort sozusagen unsichtbar machen soll, dann bedeutet Integration sich unterzuordnen bei Aufgabe des Eigenen. Das heißt, die Freiheiten des Anderen sind damit schon abgewürgt.

Die beiden Begriffe tragen also in sich etwas Tyrannisches, weil sie den Menschen lenken und kontrollieren wollen; weil sie Akzeptanz simulieren, aber darauf aus sind, den Menschen untertan zu machen. Das ist das Prinzip von Toleranz und Integration. Respekt dagegen, friedliche Koexistenz und die offene Gesellschaft sind die Gegenbeziehungen dazu. Die friedliche Koexistenz dürfen wir auf keinen Fall vernachlässigen. Im Gegenteil, wir müssen mit wachsamsten Augen darauf achten, dass wir einen Weg finden, wie wir die Verschiedenheiten in der Zukunft synchronisieren können.

Dazu müssen wir neue Gesellschaftskonzepte entwickeln, die die Teilhabe in jedem Alter sichert. Wir müssen an einer Wirtschaft arbeiten, die das Wohlfahrtsstaatsprinzip ebenfalls berücksichtigt. Gesellschaft und Wirtschaft müssen in Zukunft zusammenarbeiten. Und die Politik muss sich aus dem Untertanenschulterschluss lösen und wieder zum Partner der Wirtschaft werden, der die Interessen der Gesellschaft mit denen der Wirtschaft zum Gemeinwohl verknüpft. Eine Wirtschaft, die sich vom Gemeinwohl losgelöst hat und die Politik, die das unterstützt, wird auf Dauer die Armutsschere weiter öffnen.

 

NG/FH: In der Gesellschaft gibt es auch viel Engagement gegen diese rund 20 % Rechtspopulisten und gegen deren politischen Ausdruck AfD. Manchmal wird ja gesagt, die Künstler seien heute nicht mehr so politisch wie in den 60er Jahren. Aber die Theater etwa organisieren doch überall politische Stücke und Aktionen. Wie ist Ihre Erfahrung?

 

Demirkan: Ich bin nicht der Meinung, dass die Künstler heute unpolitischer sind als sie es in den 70er oder 80er Jahren waren. Sie sind anders politisch. Ich würde sogar fast so weit gehen zu sagen, dass sie das Politische tatsächlich persönlich nehmen und zwar so persönlich, dass sie es in ihrem privaten Erleben umzusetzen versuchen. Sie trennen nicht nur den Müll und kaufen Bio ein, um die Umwelt zu entlasten, sie versuchen auch eine transkulturelle Kommunikation. Sie suchen über die Netzwerke internationale Verbindungen. Aber – und warum das so ist, kann ich nicht erklären – es gehört nicht mehr zum Zeitgeist, anders als etwa die Friedensbewegung zu Beginn der 80er Jahre, als das auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.

Heute macht jedes Theater seine politischen Stücke, aber es kommt nicht mehr rüber, es trifft nicht mehr. Theodor W. Adorno hat das schon sehr früh beschrieben, in der Kulturindustrie wird es einen Einheitsbrei geben, gesichts- und kritiklos. Ich weiß nicht, ob das sozusagen der Fluch der Mediengesellschaft und der Virtualisierung unseres Lebens ist. Es passiert wirklich sehr viel parallel, aber eben weil es so wahnsinnig viel ist, wird es kaum noch wahrgenommen. Und ich weiß nicht, wie wir dem entgegenwirken können.

Ich glaube, die Kunst hat genügend Argumente und müsste sich auch hinter dem Skandal oder dem Eklat nicht verstecken, aber offensichtlich sind dies die einzigen Mittel, die im Moment überhaupt noch ziehen. Dabei, und das ist das Verrückte, leidet am meisten der Inhalt unter dieser Vulgarisierung, weil er als Spekulationsmasse im Interessenroulette verzockt wird. Es passiert tatsächlich schon sehr viel, aber wir müssen noch mehr machen. Wir sind definitiv nicht unpolitischer als früher, aber es fehlt uns eine Zukunftsethik der Moderne.

 

NG/FH: Das eine ist der Versuch, Widerstand und Aufklärung zu organisieren. Das andere wäre die Frage, wie und mit wem man eigentlich reden soll? Man muss die Leute doch auch überzeugen.

 

Demirkan: Ich weigere mich, mich mit Menschen an einen Tisch zu setzen, die mir meine Existenzberechtigung absprechen, die gegen eine multikulturelle, offene Gesellschaft sind. Da ist übrigens die CSU mittlerweile auch dabei. Wenn eine Partei hierzulande als Volkspartei in der Mitte der Gesellschaft stehen will und ohne Scham Luftblasen rausbläst wie die, dass die multikulturelle Gesellschaft Deutschland an die Wand fährt, die von einer christlichen Leitkultur spricht, die Rot-Rot-Grün als das Ende der deutschen Demokratie ansieht, dann müssen wir uns nicht wundern, dass es andere noch weiter auf die Spitze treiben.

 

» Ich weigere mich, mich mit Menschen an einen Tisch zu setzen, die mir meine Existenzberechtigung absprechen. «

 

NG/FH: Die CSU versucht doch die AfD klein zu halten, oder?

 

Demirkan: Sie rollt ihr den roten Teppich aus, und wird am Ende verlieren. Das Wettrennen um die lauteste Stimmungsmache werden die hemmungslosesten Rassisten gewinnen. Denn die Leute wählen das Original. Ich habe Schwierigkeiten damit, Menschen, die das System benutzen um es abzuschaffen, eine Plattform zu geben. Es wollte ja auch ein AfDler tatsächlich mit auf unsere Unterstützerliste. Ich habe ihn nicht aufgenommen, weil ein Nationalist da nichts zu suchen hat.

Der wollte unsere Aktion schlicht missbrauchen. Ich lasse mich aber nicht missbrauchen! Und ich weigere mich auch, mich den aktuell so angesagten »kontroversen Diskussionen« auszusetzen, die im Kern eigentlich nur bewusst Tabu brechende Wortschlachten sind, Inszenierungen mit plakativen Halbwahrheiten, die plötzlich von Medien aufgewertet und ernst genommen werden, um des Eklats willen.

Deswegen habe ich auch dem Intendanten des Theaters der Altmark in Stendal, Alexander Netschajew, wo die bundesweite Debattenreihe über »Checkpoint: Demokratie« beginnen sollte, meine Teilnahme abgesagt. Er dachte, er könnte das ein bisschen spektakulärer machen, indem er den AfD-Vorsitzenden von Sachsen-Anhalt einlädt. Aber ich gehe in keine Diskussion über Demokratie und die offene Gesellschaft mit einem, der beides abschaffen will. Die Debatten sollen im besten Fall eine Ideensammlung werden, wie ein zukünftiger neuer, sozialer Kompromiss aussehen kann und wie wir die Armutsschere wieder schließen können. Ich möchte gerne, dass wir direkt mit der Politik reden und sie überzeugen können, Entscheidungen der letzten zehn Jahre wieder rückgängig zu machen. Insbesondere die SPD möchte ich darum bitten, Hartz IV zu überarbeiten, die Reform sofort zurückzunehmen und der Radikalflexibilisierung schnellstmöglich einen Riegel vorzuschieben.

Ich möchte etwas mit denen verändern, die das machen wollen und können, nicht mit denen, die das nur torpedieren und aufhalten.

Und noch etwas zur Wortwahl, das ist kein Vorwurf, das ist ein Versuch der Erklärung: Auch Sie haben eben den Begriff »politischer Islamismus« benutzt. Heißt das, Sie denken, dass diese Massenmörder einen Glauben haben? Das sind weder gläubige noch religiöse Menschen. Diese bärtigen Banden mit den Maschinengewehren im Anschlag sind Kriminelle und Tyrannen, die eine andere Herrschaft implementieren wollen und den Islam dazu benutzen. Sie haben aber nichts mit dem Islam zu tun, den ich durch meine Mutter und meine Verwandten kennengelernt habe. Sie waren die großzügigsten Menschen.

Aber Idioten sind Idioten, weil sie Idioten sind, nicht weil sie Moslems, Juden oder Christen sind oder Bulgaren, Araber, Deutsche oder Russen.

Ich verstehe den Begriff »politischer Islamismus« nicht. Niemand würde über einen »politischen Katholizismus« in Irland oder in Rom reden, obwohl die Kirche weder Schwule noch die Abtreibung akzeptiert. Und wenn in Irland einige mit einem katholischen Kreuz am Hals rumlaufen und Protestanten umbringen, dann sind das Mörder, genau wie einer, der den Koran hochhält und dann hundert Menschen mit der Kalaschnikow tötet, ein Massenmörder ist.

Mit dem falschen Sprachgebrauch denunziert und demütigt man ständig immer wieder eine riesengroße Gruppe von Menschen, die friedliebende Gläubige sind. Deshalb mein Appell an alle Einsichtigen: Lasst den Begriff »politischer Islam« einfach weg.

 

NG/FH: In letzter Zeit tauchte in diesem Zusammenhang immer mal wieder auch der Begriff des Faschismus auf.

 

Demirkan: Zu Recht, denn das ist die orientalische Form des Faschismus. Sie halten nur zusätzlich den Koran hoch. Der eurozentrische Faschismus ist der rein völkische. Der orientalische baut sich nur anders auf, die Religion ist nicht nur ein kulturelles Extra, sondern sie ist identitätsbestimmend.

 

NG/FH: Aber zum Faschismus gehört immer auch eine Massenbewegung dazu.

 

Demirkan: Zum Faschismus gehören vor allem eine Einheitsmeinung, die Abgrenzung und die Tyrannei. Es werden Feindbilder und Sündenböcke aufgebaut. Also gibt es keinen Faschismus ohne Rassismus und ohne Tyrannei.

 

NG/FH: Sie sind in Ankara geboren. Wir haben noch nicht über die aktuelle Entwicklung in der Türkei gesprochen.

 

Demirkan: Dort passiert exemplarisch das Worst-Case-Szenario einer zerstörten Demokratie. Das Land hatte vielleicht mal Chancen eine Demokratie zu werden, aber sie wurde ausgehöhlt, missbraucht und wird jetzt zur Tyrannei. Erdoğan kam als Retter, wie gerade sämtliche postfaktischen Stimmungsmacher von Rechts mitten in Europa. Da müssen wir ganz genau hinhören. Sie sagen: »Natürlich wollen wir auch eine Demokratie, aber eine andere«. Sobald diese Leute mehr Platz in unserer Gesellschaft bekommen, wird das so werden wie in der Türkei. Erdoğan wurde ja tatsächlich von der Mehrheit gewählt. Er kann sagen, er handele demokratisch. Aber das tut er mitnichten, er ist ein Tyrann, ein Diktator und hat die Demokratie in der Türkei zerstört, nachdem er sie anfangs benutzt und instrumentalisiert hat. Wir müssen aber nicht über Erdoğan reden, wir haben genug wichtige Themen hier in Deutschland. Zum Beispiel, dass wir die hohe Armutsquote in einem der reichsten Länder der Welt nicht zulassen dürfen. Wir müssen verhindern, dass sich durch diese Schräglage in der sozialen Gerechtigkeit die Spaltung in der Gesellschaft weiter verfestigt. Meine größte Bitte an die Politik lautet also, dass sie für Gerechtigkeit sorgt und die Menschen dort auffängt, wo sie am Existenzminimum verrotten. Das kann so nicht der Sozialstaat sein, auf dem die Bundesrepublik gegründet wurde und der in unserer Verfassung steht.

Kommentare (1)

  • Tino
    Tino
    am 04.12.2020
    Das liegt einfach daran wie ihr euch in der Politik und als Mensch wiederspiegelt. Grade als Elternteil sollte man dazu verpflichtet sein, das sein Kind das Lernen sollte was ihr im Krieg für Gefühle hattet und wie es für euch täglich war, und Politik deswegen Wichtig ist. aber wir sehen nur noch die Umstände als den Grund der Politik, nicht mehr aus Eigener Meinung sondern aus eurer, weil wir nicht verstehen können was ihr fühlt. Wir sehen den Mensch noch als Schuldigen und somit hauptsächlich nur noch unterdrücken und Verbote(willkommen bei der Erziehung für viele depressive Menschen) was alles mit Krieg zu tuen hat und nennen es für uns im großen ganzen: unsere Gefühle wir haben das Gefühl das wir manchmal alleine sind und nix wert wären weil wir uns das selbst suchen obwohl wir wissen das ihr uns so liebt wie wir es tuen, aber haben diesen Bezug zur wahren Politik dahinter nicht mehr in uns. Wir wollen das ihr uns erzählt was ihr davon haltet und nicht was die allgemeinen politische Meinung sein sollte. Und so geht es uns mit eurer gesamten aktuellen Beziehung nur das wir durch das aktuelle Covid Virus noch wissen was ihr von uns wollt, und zwar den zusammenhalt zwischen Mensch und Mensch, aber da wir nicht Richtig von Eltern drauf angesprochen werden wie wir uns fühlen, zieht man sich einfach zurück gibt diese eine Antwort auf alles und gut ist es. (Willkommen erneut bei unserer Erziehung) wir wollen aufhören das ihr uns kontrolliert im Leben, aber nicht ohne euch diesen gemeinsamen schrit in euer erwachsenen leben welches wir von unseren Gefühlen euch gegenüber einfach Depressive und Kontrolliert sehen und null Bezug in unserer Welt haben aber wissen, Krieg hat Schuld an vielen, aber Politik erst an die verallgemeinernerung der Gruppierungen wie ihr uns nennt. Und wenn euch da nicht ein paar "Gemeinsamkeiten seht ;)" Ihr braucht bei uns keine Angst haben das wir was wollen wovon wir nichts wissen, sondern wir wollen von euch akzeptiert werden wie wir sind was wir nie wahrgenommen haben da unsere Meinung fast immer nicht Akzeptabel war.

    #GenerationPolitikAberDepressiv
    #MehrOffenheitDerNeuenGeneration
    #OffenAberNeuKonzepiertUndPolitischRespektiert
    #MehrEhrlicheWahlen...

    Meine eigene Meinung wie die Politik sich selbst sieht aber auch wieder spiegelt. Wie viele Gemeinsamkeiten wir eigentlich haben aber sie hat nicht sehen. und das wir als Kind euch offener sein sollten was eure Gefühle uns Teilweise antuen und das ihr auch von euch sagt das jeder Menschlich und nicht "Politik Deutsch" sein muss sondern frei seine Meinung sagen kann aber die Interessen anderer Menschen 100% zustimmen sollte was die allgemeine Geschichte unserer Politik angeht und zwar das Krieg und Depressionen erst zu dieser Freien allgemeinen Meinungsäußerung (auf Menschlicher und ehrlicher Art) sein muss. und die eigene Meinung für sich haben sollte und nicht so handelt wie wir es eigentlich sollten. Aber da die Jugend so oder so immer abgestempelt wurde das wir uns selbst eigentlich 0 verstehen und es Akzeptieren sollte absolut nicht sein, Sondern das jeder Mensch seine eigene Meinung hat und diese zu Respektieren hat im Menschlichen Sinne, aber sich nicht von anderen Beinflussen lassen sollen.
    Gebt uns unseren Raum um uns mitzuteilen und wir merken das wir einfach Mal sozial Akzeptiert werden von euch und nicht nur Politisch.

    Danke für das durchlesen und Akzeptieren das es irgendwo Respektiert wird. Aber dies ist nur eine Reine Meinung und allgemeiner Gedanke der Welt nichts muss ernst genommen werden oder an sich angepasst werden aber ich Finde ihr müsst uns als Kinder sehen und nicht als "Die Antwort auf ein System was wir verstehen sollen und ihr Kontrolliert"

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