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picture alliance / Westend61 | Iryna Auhustsinovich

Politische Kommunikation in schwierigen Zeiten Eine Art Selbstverpflichtung

Krieg und Klimawandel, Wetterextreme, Fluchtbewegungen, Inflation und Mangel an Wohnraum, marode Infrastruktur und zunehmende soziale Spaltung, ein Anstieg von Rechtsextremismus und Antisemitismus – die Zeiten sind schwierig. Zahlreiche Veränderungen finden gleichzeitig statt, die Demokratie ist in Gefahr.

Die nächsten vier Jahre sind entscheidend, die Demokratie muss stabilisiert, Toleranz und Zusammenhalt müssen gestärkt werden. Gegen den Zuwachs ex­tremer Parteien hilft gute und überzeugende Politik. Hinzukommen muss aber eine offene, umsichtige, kluge und auch emotionale politische Kommunikation. Wünschenswert wäre eine Art Selbstverpflichtung demokratischer Parteien auf einige wesentliche Grundsätze einer guten politischen Kommunikation. Die dazu im Folgenden skizzierten zehn Aspekte sind allesamt weder originell noch überraschend, werden aber leider bislang nicht konsequent genug praktiziert.

»Notwendig ist die Bereitschaft, geduldig, aufmerksam und offen zuzuhören.«

Erstens: Basis einer jeden guten Kommunikation ist es, Menschen mit ihren Ängsten und Sorgen, ihren Bedürfnissen und Sehnsüchten wahrzunehmen und zu versuchen, sie zu verstehen. Auch besonders kritische Mails oder Social Media Kommentare von Bürgerinnen und Bürgern sollten mitunter gelesen und möglichst auch beantwortet werden. Man kann im digitalen und möglichst auch im analogen Raum, Gelegenheiten schaffen zum direkten Austausch. Notwendig ist dabei die Bereitschaft, geduldig, aufmerksam und offen zuzuhören. Niedrigschwellige Veranstaltungs- und Gesprächsangebote insbesondere in sozialen Brennpunkten und dort, wo Menschen mit politischen Entscheidungen besonders hadern sind enorm sinnvoll, erfordern aber Mut und Überwindung.

Zweitens: Manche Politikerinnen und Politiker sind schon bislang bereit, zum Austausch auch mit besonders Wütenden und Frustrierten und sogar mit jenen, die extremistischen Parteien zuneigen. Ein Dialog mit diesen Menschen erfordert eine besonders gute Vorbereitung, Konzentration und Selbstbeherrschung. Allzu leicht läuft man Gefahr, Gesprächspartner wegen ihrer extremen Einstellungen schnell, hart und endgültig abzustempeln. Natürlich muss menschenverachtenden Argumentationen entscheiden widersprochen werden. Dennoch kann man versuchen, die Beweggründe des jeweiligen Gegenübers nachzuvollziehen, sich seine/ihre Lebenswelt bewusst zu machen, sich vielleicht sogar einen Moment lang gedanklich in seine/ihre Lage zu versetzen und ihm oder ihr die Folgen der eigenen Haltung aufzuzeigen.

Ziel eines Austauschs muss es nicht unbedingt sein, den oder die Andere/n zu überzeugen. Festgefahrene Überzeugungen können nicht schnell überwunden werden. Oftmals basieren rechtspopulistische Parolen auf plumpen Vorurteilen, dagegen hilft auch das Säen erster Zweifel im Rahmen eines sachlichen, aber zugewandten Gesprächs.

Aufrichtige Kommunikation

Drittens: Neben dem Zuhören und Wahrnehmen und der Auseinandersetzung auch mit extremen Positionen bedarf es in der heutigen Zeit einer ehrlichen und aufrichtigen Kommunikation. Dazu gehört es, den Menschen zu zeigen, dass man verstanden hat, dann aber weder zu beschwichtigen, noch ihnen nach dem Mund zu reden, sondern ehrlich zu sagen, was man tun kann und tun wird und aber auch was eben nicht so einfach zu realisieren ist. Notwendige Fakten und Informationen

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