Es geht bei diesem Schwerpunktthema um den Kern, um das Wesen der Demokratie. Zu verteidigen ist die Bedeutung des rationalen Arguments, die Grundlage der Fakten in allen öffentlichen Diskursen. Zu verteidigen und zu stärken ist das Prinzip Diskurs an sich: Um die besseren Argumente muss es gehen, nicht um die raffinierteren Algorithmen.
Die Kraft der Worte war immer das wirkungsvollste Instrument zivilisatorischer Aufklärung – und sie wird es bleiben. Auch wenn wir uns, wie Carsten Schermuly es im Interview auf Seite 38 formuliert, manchmal wie in einem Zeitalter des bullshits fühlen. So gesehen hat der Titel Kraft der Worte etwas Programmatisches. Es müssen ja wahrlich nicht alle Worte wichtig oder gar richtig sein, aber sie öffnen die Chance zur Auseinandersetzung. Womit wir bei den aktuellen Rahmenbedingungen wären, zu denen jetzt auch die neue Bundesregierung zählt.
Deren zentrale Aufgabe ist die Stabilisierung der offenen Demokratie – was nicht gehen wird ohne sichtbare Handlungsfähigkeit des Staates bei seinen Kernaufgaben, der Gewährleistung von Freiheit und Sicherheit nach innen und außen. Dazu wird vieles zu diskutieren sein in den kommenden Monaten. Ein kritischer Journalismus mit thematischem Tiefgang statt des Trends zur bloßen Klick-Optimierung ist dabei unverzichtbar, siehe unser Ja/Nein in dieser Ausgabe. Und diese Zeitschrift wird die großen Themen der neuen Legislaturperiode genau so begleiten: Aktualitäten hinterfragend, Perspektiven einfordernd.
Die Worte-Verdreher sind lange schon unterwegs, nicht ohne Erfolg. Die immer mal wieder aufkommende Diskussion über sinkende Lese- und Schreibkompetenzen, die Befürchtung zunehmender zeitgeschichtlicher Erinnerungslücken angesichts der grassierenden Tagesfixiertheit: Die Erosion hat viele Facetten. Über die Kraft der Worte entscheidet sich die Zukunft.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!